Remaraweng Boarisch

Aussprache

Rettet den Diphthong

Das alte ei wird im Bairischen oa gesprochen

Bairisch ist bekanntlich reich an Diphthongen
(von griechisch δίφθογγος dis „zweimal“ und phthóngos „Laut“)
 – sogenannten „Doppellauten“ (auch Doppelvokal, Zwielaut oder Zweilaut genannt) –
die aus zwei verschiedenen Vokalen entstehen,
welche in der deutschen Hochsprache überhaupt nicht vorkommen. Daher ist die Mundart der Hochsprache weit überlegen und bietet einen mächtigen, bemerkenswerten Vokalreichtum.

Besitzen die bairischen Mundarten, verglichen mit der deutschen Standardsprache einen ausgesprochen vokalischen Charakter, so tun dies die bairische Mundart umso mehr. Bis zu 40 (z.B. bei den Bayerwaldmundarten) Selbstlaute wurden wissenschaftlich festgestellt, 24 Zwielaute und 16 unterschiedlich gefärbte Vokale. Die deutsche Standardsprache bringt es lediglich auf fünf Vokale + drei gerundete Varianten + drei Zwielaute (au, eu/äu, ei/ai))!

Hier wird nur eine kurze Liste von den „oa“-Doppellauten präsentiert.

Siehe auch Lektion „Lautlehre Vokale” für eine Übersicht aller Diphthongen

Erläuterung: Die Verwandlung des ei in geschieht nach strengen Sprachgesetzen.

Ein Laut, der heute hochdeutsch ei gesprochen wird, kann althochdeutsch (ahd.) und mittelhochdeutsch (mhd.) entweder ebenfalls ei gelautet haben, zum Beispiel:

ein (ahd. & mhd. ein)

 zwei (ahd. & mhd. zwei) - neben zwēne (m.), zwō / zwuo (f.) und zwei (n) (mehr)

Heim (ahd. heima, mhd. heim)

heiß (ahd. & mhd. heiʒ)

 Gemeinde (ahd. gimei , mhd. gemeine)

(ich) weiß (Vb.) (ahd. & mhd. weiʒ)

 
oder kann ahd. und mhd. noch ein 'langes i' >î< gewesen sein, z.B.:

drei (ahd. thrī,  mhd. drî)

schneiden (ahd. snīdan, mhd. snîden)

bleiben (ahd. bilīban, mhd. belīben, blīben)

reiten (ahd. rîtan, mhd. rîten)

weiß (Adj.) (ahd. h)wīʒ, mhd. wīʒ)

Ein heutiges ei, das von Mittelhochdeutsch ei abstammt, nennt man ein „altes ei“,
das heutiges ei das hingegen im Spätmittelalter aus dem mhd. „langen i“ (>î<) entstanden ist, nennt man ein „neues ei“ oder „junges ei“.

 Im Bairischen hat sich das „altes ei zum Diphthong >oa< fortentwickelt, z.B.

daheim à dahoam,

heiß à hoaß,

(ich) weiß à woaß
 (bzw. im Nordbairischen zum >oi<, wie dahoim,
Ostbairischen zum >aa<-Laut, wie dahaam, haaß, waaß)
. 

Das „junge ei“ hingegen bleibt in der Regel ein ei-Laut (genauer ae), z.B.

drei à drei

weiß (Farbe) à weiß

(ich reite) à (i) reit

Als kleine Hilfe: wo die Orthographie ai setzt, kann mach sich sicher sein, dass altes ei vorliegt, wie z.B. hochdeutsch bairisch à boarisch und (Frosch-) Laich à Loach.

Außerdem gibt es oa-Laute (die oft als geschrieben wird, um die Helligkeit des >a< herauszustreichen), die nichts mit ei zu tun haben. Ihnen liegt ein ar oder or zugrunde, deren r zu á vokalisiert wurde:
 (vor à voá, wahr à woá, Haar à Hoá, gar à goá). Ja, woá is!

siehe auch Bairische Grammatik, von Ludwig Merkle

 

BD10307_

     

Bairisch

(mit Diphthong)

Hochdeutsch

Althochdeutsch
(ahd. ca. 750-1050)

Mittelhochdeutsch
(mhd. 1050-1350)

(mehr)

Beispiel oder Erklärung

alloa, alloanig

allein, alleine

ahd. einîglîhho

mhd. bleich

(altes ei)

alloa, alloanig (allaa, allaanig)

bloach

bleich

ahd. blaih, bleihhēnti, bleihhēn, pleih

mhd. bleich

gotisch: blaiks

(altes ei)

blaß, fahl, farblos, kreidig

Boar, boarisch

Bayer, bairisch

Bayer: ahd. Beiar

Bayern: ahd. Beiara

(altes ei)

Boa

Bein, Knochen

mhd. bein,

ahd. bein, gibeini

(altes ei)

 (awa da Fuas (der Fuß) is as ganze „Bein" - mehr), Wienischer Baan

boade

beide

ahd. bēde,

mhd. beide, bēde

gotisch bai m., ba n

(altes ei)

(Ahd. bēde (m.) ist aus ‘beide die’, ahd. beidiu (n.) aus bei diu entstanden)

Der Baier sagt aber lieber „alle zwei“ bzw. „zwoa, zwo oder zwee“ – mehr)

boaßn

 

Boaz

beizen (Vb.)

 

 

Beize (f.)

ahd. beizen

mhd. beiʒen

 

ahd. beiza

mhd. beiʒe

(altes ei)

„mit Beize behandeln, scharf, ätzend einwirken, mit abgerichteten Raubvögeln jagen“

Das Wort beizen ist Kausativum (Veranlassungswort) zum Verb beißen und bedeutet daher eigentl. ‘beißen machen, beißen lassen’.

 

Auch z.B. Beeren oder Obst zum Schnapsbrennen einrichten „eiboaßn“, „A Boaß voi

boadn / boatn 

(mehr)

 beiten

ahd. pîtan

mhd. bîten

gotisch beidan

beiten oder beiden (Bairisch boadn, boatn) bedeutet „warten, harren, verziehen“

Geh nit so schnell, boad a weng af mi!

Boazn

Beisl

Jiddisch bajis für Haus
(hebr. beijt)

Wirtshaus, Taverne. etc.

(Norddeutsch: Kneipe - mehr)

broad (broat)

breit

ahd. breit

 mhd. breit

(altes ei)

Und wånn oana an broadn Oasch håt,

is dås goa ned schẽẽ!

Doag

Teig

ahd. teig

 mhd. teic

(altes ei)

Und fast ein jeder kennt den Zungenbrecher für Zugereister (Zuagroaste) „Loawedoag“ für

„Teig“ aus einem (Brot-)„Laib“ (mehr)

(Loawe ist die Verkleinerung von Laib, also ein „Laibchen“ oder hier, eine Semmel – also der Teig aus den man die Semmeln backt)

Droad

Getreide

ahd. gitregidi

mhd. getregede

Getreide, also ‚auf Halmen wachsende Körnerfrüchte’

hieß ursprünglich ‘Ertrag, Einkünfte, Besitz’

Ein Troadkastn (Troadkasten) oder Droadkastn (Droadkasten) ist ein Getreidekasten

Oacha(n) mittelbairisch

Oicha(n) nordbairisch

Eiche

ahd. eih, eihha

mhd. eich, eiche

(altes ei)

Die Eiche (lat. Quercus) ist eine Baum aus der Familie der Buchengewächse (Fagaceae). Der deutsche Name „Eiche“ ist mit dem lateinischen esca für‘ Speise, Nahrung‘ verwandt.

(siehe auch Blumen, Pflanzen und Bäume auf Bairisch)

 

Das Oachkatzl ist bekanntermaßen das Eichhörnchen.

foal

feil

ahd. feili

mhd. veil(e)

(altes ei)

"Für dieses Mal geht es noch an, aber es hätte euch schlecht gehen können. Nehmt die Leiche, näht sie in ein frisches, sauberes Leintuch, so daß nicht eine Fliege dazu kommt, und wenn wieder die wilde Jagd daher fahrt, so ruft zu ihr hinüber: "Hob foal, hob foal!" Wenn sie euch dann antwortet; "Hob foal, hob foal!" so ruft: "Kommt oar und nehmt enker Thoal."

(„Wilde Jagd im Fersinathal“ - Quelle: Sagen aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz V. Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 19, Seite 12)

Foam / Faum / Faam (m.)

 

foamen (Vb.)

Feime (m. f.)

(Schaum)

 

feimen (Vb.)

ahd. veim, feim

mhd. veim

 

mhd. veimen

(altes ei)

(Bier-) Schaum, aus vielen Bläschen bestehende lockere Masse, wie im Englischen ‚Foam‘), der schäumt. ‚Feimen‘ ist wie ‚Schaum wegnehmen, abschäumen‘.

 

Etymologie:

ausfeimen, abfeimen (Vb.), ahd. feimen (8. Jh.), mhd. veimen - ‘den Schaum (Feim) von einer Flüssigkeit abschöpfen, sie dadurch reinigen’, ‘(ab)schäumen’;

abgefeimt (Adj.)   ‘raffiniert, durchtrieben’

foast

feist

(fett, dick, leibig, prall, wohlgenährt)

ahd. feiʒ(i)t (n.)

mhd. veiʒ(e)t

(altes ei)

eigentlich 2. Partizip von mhd. veizen = fett machen (aus germ. *faitiða-), mhd. veiʒen ‘fett machen, mästen’

Froas

Fraisen

ahd. fraisa

‚Fraisen‘ bzw. ‚Froas‘ ist eine volksmedizinische Bezeichnung und bedeutet ‚Krampfanfälle‘,

vor allem für Krampfanfälle bzw. Epilepsie (Eklampsie) des Kindesalters.

 „in d Froas gfalln“: einen epileptischen Anfall zu erleiden

„an Froas fôin“: in Ohnmacht fallen, erschrecken

froasn“ = zittern

(mehr)

Gloas

Gleis

ahd. in leisa

mhd. leis(e) f. ‘Spur’,

Spur, Geleise

 

Gloasn, Glasn oder Gloastna bezeichnen die eingefahrenen Spurrinnen am Feldweg:

„A guada Ochs bleibt in da Gloasn!"

(Ein guter Ochse bleibt in der Spur)

Gmoa

Gemeinde

ahd. gimeinī

mhd. gemeine,

got. gamainei

(altes ei)

Die Gmoa ist die gemeine, als Substantiv zu ‚gemein‘ und daher die ‚Gemeinschaft’.

goa (goar)

gar

ahd. garo (flektiert: garawēr)

 mhd. gar(e) (garewer, garwer)

bereit, fertig, ganz, zu Ende

aus is und goa is und schad is, dass woar is!

Goaß

Geiß

ahd. geiʒ

mhd. geiʒ

(altes ei)

siehe auch „Viecherl auf Bairisch“ (mehr)

 

Ein Goaß-Beitl ist quasi der „Geiß-Beutel“ (Beutel: ahd. būtil, mhd. biutel - Behälter, Behältnis, Container, Gefäß) indem z.B. der Hirtenbub (Bauernbuam) die Geißmilch (Goaßmilli) oder Rahm transportert.

es Goassbeitlbauernbuam hobts koan Rahm

 und kints enk a koan rian

 und weils koan schenan Knecht net hobts

 drum bleibt enk a koa Dirn

(Lied: Goassbeitl Bauernbuam, Trad. / Hubert von Goisern)

Gschroa

Geschrei

ahd. giscrei

mhd. geschrei(e), geschrē

(altes ei)

 

Hoa

Haar

ahd. hār

mhd. hār

 

Hoabuachan

Hainbuche,

Hainbuchen (-holz)

mhd. hain-buoche

Ein ‚Hoachana‘ ist ein stur, unnachgiebiger Mensch (mehr)

hoad

Heide

ahd. heida

mhd. heide

(altes ei)

 

hoakli / hoaklig

heikel

mhd. heien, heigen

(mundartlich bair. auch haigeln)

(altes ei)

‘bedenklich, delikat, wählerisch (z.B. im Essen)’

auch gschleckert / gschleckart

Hoam

 

 Hoamat

Heim

 

 Heimat

ahd. heima (f.)

mhd. heim (n.)

 

ahd. heimōti (n.)

mhd. heimuot(e), heimōt(e), heimōde (f. n.)

(altes ei)

Dahoam is dahoam,

 Wannst net fort muaßt, so bleib;

 Denn d'Hoamat is ehnter

 Der zweit Muaderleib.

(Hoamatland: Oberösterreichische Landeshymne,
Franz Stelzhamer)

hoamli

heimlich

ahd. heimlīh

mhd. heim(e)lich

(altes ei)

‘unauffällig, verstohlen, geheim’,

 ‘häuslich, einheimisch, heimatlich’

auch ‘vertraut, vertraulich, zahm, geheim, verborgen’

hoaß

heiß (adj.)

ahd. heiʒ

 mhd. heiʒ

(altes ei)

‘sehr warm’, übertragen ‘leidenschaftlich, heftig, erregend’

hoaßn

heißen (Vb)

ahd. heiʒan

 mhd. heiʒen

(altes ei)

‘genannt werden, den Namen haben, nennen, gebieten, einen bestimmten Sinn haben, bedeuten’

Hoawa

Heidelbeere

ahd. heid(i)beri

mhd. heitber

(altes ei)

siehe: Bairisch kulinarisch (mehr)

hoazn

heizen

ahd. heizen

 mhd. heizen, heiʒen

(altes ei)

siehe auch „kenten“, „ankenten“ und „einkenten“ (mehr)

Hobeschoata

(Howeschoata)

Hobel-Scheit

ahd. -skīt

mhd. schīt

„Hobelspäne“

kommt von Hobel-Scheite
(abgespaltenes Stück Holz)

Scheite 

koa (á,n)

[koã]

[koãne]

[koãn]

[koãna]

kein

keine

keinen

keiner

ahd. nih(h)ein, noh(h)ein, neh(h)ein

mhd. nehein und (mit verschobener Silbengrenze) nechein, nekein

(altes ei)

 

Koasa

Kaiser

ahd. keisur

mhd. keiser

(Entlehnung von lat. Caesar durch die Germanen)

(altes ei)

 

Kroas

Kreis

ahd. creiʒ, chreiʒ

mhd. kreiʒ

(lat. orbis, circulus]

Buam stehts zamm in Kroas

Loab

Laib

ahd. (h)leib 

mhd. leip

(altes ei)

geformtes Brot (siehe auch Teig)

Loab

Leib

ahd. līb   

mhd. līp

(menschlicher, tierischer) Körper, Unterleib, Bauch, Magen

daher heißt „daloawat“ oder „daloabet“ „erschöpft“, „entkräftet“, „leblos“, also quasi „entleibt“
(ahd. intlîban)

loabm

leiben

vielleicht aus:

leiben: ‚übrig lassen, schonen‘,

mhd. leiben, bewirkungswort zu altem lîben, belîben

(altes ei)

(gut bekommen)

„Es loabt mas neama“ (ich habe genug)

„Mi loabts net“ (ich vertrage es nicht)

(von „laiben“ = bleiben lassen), im Magen vertragen, im Magen bleiben; erdulden, erleiden

(Froach-) Loach

Laich

ahd. hleih

mhd. leich

(altes ei)

von einer Schleimmasse umgebene Eier der Fische oder Amphibien’

loacht

leicht

ahd. līhti, līht

mhd. līht(e)

goth. leihts

 

loachln / loachn

leichen

gotisch. laikan (spielen, springen, frohlocken, bi-laikan verspotten)

herbeilocken, verlocken, hinters Licht führen, betrügen, jemandem einen Possen spielen

load

leid

ahd. leid

mhd. leit

(altes ei)

(großer) Kummer, seelischer Schmerz

es duat ma echt load...

Loadda

Leiter

ahd. (h)leitara

 mhd. leiter, leitere

(altes ei)

Gerät aus zwei durch Sprossen bzw. Staffeln verbundenen Längsstangen (Holmen) zum Hinaufsteigen

(mehr)

loana

lehnen

ahd. (h)linēn

mhd. linen, lenen

 

Loam

Lehm

Lehm (Ton, Schlamm, gelb bis braun gefärbtes Gemenge von Sand und Ton) ahd. leimo, leim

mhd. leim(e), engl. loam, lat. argilla,

(altes ei)

 

vgl. Leim (Klebstoff, Vogelleim, Kalk, Mörtel)

ahd. & mhd. līm,

(Laut dem Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm „bezeichnen neben Leim auch Kalk, Mörtel, so dass mit dem Worte ursprünglich wohl ein Klebestoff im allgemeinen bezeichnet war (wofür ebensowohl das mhd. starke Verbum entlîmen mit dem sinne sich ablösen, sich entziehen von etwas, als auch das Ablautsverhältnis spricht, in dem ahd. lîm zu dem nachher aufzuführenden leim, ahd. leimo lehm steht)“)

Ein „Loamsiedler“ ist ein Mensch der langsam arbeitet, eine energielose, langweilige, träge, unbeholfene Person, ein Tachinierer oder ein Obizahrer (mehr)

 

siehe Ortsnamen (Laim)

Loas, Lous

(Muttersau)

aus

‚lösen‘ im Sinne von ‘losmachen, aufbinden, zergehen lassen, klären’

ahd. lōsen

mhd. lœsen

siehe auch „Viecherl auf Bairisch“ (mehr)

Loatzn

leitzen

 

(um)kippen, (heraus)stürzen

Loawerl

Laibchen

(siehe Laib)

LaiblTrikot

Laiblkleines Laib Brot

 

Mauráloáwen=Mauerlaibchen

moana

meinen

ahd. meinen

mhd. meinen

(altes ei)

 

Meinoad

Meineid

ahd. meineid

mhd. meineit

(altes ei)

auf eine vorsätzlich falsche Aussage abgelegter Eid

Moasn

Meise

ahd. meisa

mhd. meise

(altes ei)

 

Moabaam

Mai (-baum)

ahd. meio

mhd. meie, meige

(entlehnt aus lat. (mēnsis) Maius)

(altes ei)

 

Moasta

Meister

ahd. meistar

mhd. meister

‘Baumeister, Künstler, Lehrer, Vorsteher

z.B.

Bürgamoasta

Noargal

Neige

mhd. neige

(altes ei)

letzter Inhalt eines Gefäßes,

auch bekannt aus Bierrest im Maßkrug; Senkung, Abhang

oa (á,n)

[oã]

[oãne]

[oãn]

[oãna]

ein

eine

einen

einer

ahd. ein

mhd. ein

gotisch ains

(altes ei)

es heißt „oans, zwoa, drei

da oans und zwoa aus „altem ei“ kommen,

 „drei“ hingegen aus ahd. thrī , mhd. mnl. drī

Oar / Oar

[oa]

Ei / Eier

(mehr)

ahd. ei

mhd. ei

(altes ei)

und „Oxnaungsan Spiegeleier

Oacha(n) mittelbairisch

Oicha(n) nordbairisch

Eiche

ahd. eih,

mhd. eich

(altes ei)

siehe Eiche

 

Oachl, Oachö

Eichel

ahd. eichilâ

mhd. eichel

(altes ei)

 

Oad

Eid

mhd. eid

ahd. eidî

gotisch aiþei

(altes ei)

siehe auch Meineid

Oadachsl

Eidechse

ahd. egidehsa

mhd. egedëhse

(altes ei)

siehe Feuersalamander auf Bairisch

oafach

einfach

siehe ein

(altes ei)

einfach – gebildet Anfang des 15. Jhs. analog älterem mhd. zwivach (zweifach), viervach (vierfach), manecvach (mannigfach)

Oagner

Eigener

aus eigen:

ahd. eigan

 mhd. eigen

(altes ei)

mei oagner Suh’!

oahändi

einhändig

aus eigen:

ahd. eigan

mhd. eigen

(altes ei)

Oaned

Einöde

Ahd. einōti (n.) und einōtī (f.)

mhd. einœte, einœde, einōte

(altes ei)

einsame Gegend, Wüste, Einsamkeit, Einschicht, Einzellage, Einzelsiedlung

Oater

Eiter

ahd. eitar

mhd. eiter

(altes ei)

 

Pfoad

Pfeit

Hemd

ahd. u. mhd. pfeit = Rock, Hemd,

 aus griech. baite über

 gotisch Vermittlung paida

(altes ei)

Rock, Hemd

siehe Musiker-Bairisch

Roa (Rõa) / Roan

Rain

mhd u. ahd rein
= unbebauter Grundstreifen als Grenze zwischen zwei Äcker, Abhang

(altes ei)

siehe Ortsnamen (Rain)

roachn

reichen

ahd. reihhōn, reihhen

mhd. reichen

(altes ei)

es roacht hiaz

Roaf

Reif / Reifen

ahd. reif

mhd. reif

(altes ei)

 

Roam (neben Reim)

Reim

aus Verb reiben

ahd. rīban

mhd. rīben

('drehen, hin und her bewegen’)

Roam“ (obwohl als „neues ei“ >ī<) ist eine seltene Nebenform zu Reim

 

Die Reibe ist laut Grimm und Schmeller: „Drehung, Wendung; in Baiern die Abweichung eines Weges, einer Gasse, eines Flusses, Berges von der geraden Richtung, Wendung im Fahren“

Kurve, Kehre, Reibe, Scheibe

i håb d Roam nimma kriagt...

(mehr)

„A gache Reidn“ ist auch „a gache Roam“ (eine enge Kurve)

Roana

Rein, Reine, Bräter

ahd. rîna

Becken, Tiegel,

Rein, Reinel, Reindel, Rindel, Reidl, Rain

roani

abschüssig, steil

 

 

Roas

Reise (f.)

ahd. reisa

mhd. reis(e)

(altes ei)

 

roasn

reisen (Vb.)

ahd. reisōn

mhd. reisen

(altes ei)

auf da Roaß sein (unterwegs)

roatln

reitln, reidln

mhd. riden = winden, drehen

rädeln und ratteln, râdln (Kärnten) ridel (Tirol), rödeln

roatn

reiten, raiten

ahd. reiti

mhd. reiten

(altes ei)

zählen, rechnen

(mehr)

Soafa

Seife

mhd. seife,

ahd. seifa

(altes ei)

Schoaß

Schas

(Furz, Pupser, Schars)

Nebenform zu

Scheiß, Scheiße, Schiß

ahd. biskīʒan

mhd. schīʒen

entweichende Darmblähung (Furz, Pupser, Schars)

wiara Schoaß in da Blinddarmkurve“ oder

„da Schoaß in da Reitn

Schoata

Scheite

ahd. -skīt

mhd. mnd. schīt

kommt von Hobel-Scheite
(abgespaltenes Stück Holz)

Schdroach

Streich

mhd. strīch

 

Schnoasn

Schneise

mhd. sneise

(altes ei)

'geradliniger Durchhau im Wald, Weg zwischen zwei Waldstücken'

schnotn

schneiden

ahd. snīdan

mhd. mnd. snīden

 

Schwoaf

Schweif

ahd. sweif

mhd. sweif

(altes ei)

langer buschiger Schwanz, geschwungene Linie, Schleppe

Da Oachkatzl håt an Mordschwoaf

Schoatl

Scheitel

ahd. skeitila (f.)

mhd. scheitel(e) (f.)

(altes ei)

Trennungslinie der Frisur, von der die Haare nach zwei Seiten sich ausbreiten, oberer mittlerer Teil des Kopfes, höchster Punkt; Wirbel; Berggipfel

Schroa, Gschroa

Schrei, Geschrei

Schrei

mhd. schrei,

ahd. screi

Geschrei

ahd. giscreigi

mhd. geschreige, geschreig, geschreie, geschrei

(altes ei)

einmaliger gellender, durchdringender (menschlicher) Laut’

schwoam

schwemmen

spätmhd. swemme, swem.

schwimmen machen, im Wasser abspülen, jmdn. oder etw. an eine Stelle hin-, von einer Stelle wegschwimmen lassen, wässern, spülen
(Kausativ zu schwimmen)

schwoammas obi!“ (trinken wir es herunter!)

Schwoaß

Schweißen

ahd. sweiʒen

mhd. sweiʒen

(altes ei)

Schweiß vergießen, rösten, Metall- oder Kunststoffteile durch Erhitzen oder Druck miteinander verbinden

Schwoaßln

Schwitzen

ahd. suizzan

mhd. switzen

Schweiß absondern (sudare)

Soacha, soachan

seichen

ahd. seichu, seihhen

mhd. seichen,

 (altes ei)

1. Harn; harnen, urinieren, Wasser lassen, pieseln

2. rinnen oder tröpfeln lassen

Soafa

Seife

ahd. seifa, seiffa, seipha

mhd. seife

(altes ei)

 

Spoachâ

Speicher

ahd. spīhhāri

mhd. spīcher

Aufbewahrungsort für Getreide und Vorräte, Vorratsraum

Spoacha

Speiche

ahd. speihha, speihho, speih

mhd. speiche

(altes ei)

Strebe zwischen Felge und Nabe eines Rades

Stroach / Schdroach

Streich

streichen (starkes Verb mit Bedeutung: ‚sich fortbewegen, gehen, etw. mit der Hand streifend berühren, über etw. hinstreifen, (be)schmieren, durch streichende Bewegung entfernen, einen Strich ziehen etc.‘)

(germ. strīkan)

ahd. strīhhan, streihhōn

mhd. strīch

(neues ei)

 

streichen (schwache Verb mit Bedeutung ‘streicheln’)

ahd. streihhōn,
mhd. streichen

(altes ei)

 

Streich (m.) Substantiv mit Bedeutung ‘‘Hieb, Schlag’, übertragen ‘überraschende, kühne Tat’’)

mhd. strīch

(neues ei)

Schmeller führt das Wort unter Straich auf
(S. 677, Bayerisches Wörterbuch: Sammlung von Wörtern und Ausdrücken, Band 3),

was eine Ableitung aus „altem ei“ andeutet.

 

einen Streich haben = nicht ganz richtig im Kopf sein

laut Grimm und Schmeller ist ein Straich oder Straoch „ein launenhafter Mensch“

Laut Schöpf „ein Mensch, der unbesonnene, leichtsinnige Dinge tut“

 

Das grimmische Wörterbuch vermerkt „besonders im obd. verbreitet: `er hat ein stroach einen schuss`“

 

Streich bedeutet auch „einen Augenblick“, „einen sehr kurzen Zeitraum“, z.B. „alle Stroach sind die Hennen vom Nachbarn in unserm Garten“ (mehr)

(Verbalnomen zu streichen)

 

Stoa

Stein

ahd. stein

mhd. stein

(altes ei)

 

stroacha

streiken

ahd. strīhhan

mhd. strīchen

Striche machen, streichend bewegen, glätten, bestreichen, schärfen, streichend berühren, schlagen, sich rasch bewegen, herumstreifen

Toal

Teil

ahd. teil deil

mhd. teil (n., m.)

goth. dails

(altes ei)

 

toaln

teilen

 ahd. teilan (aus teiljan) teilen deile

 mhd. teilen

goth. dailjan

(altes ei)

 

vazoachnet

(verzoachnen)

verzeichnet

(verzeichnen)

ahd. zeihhanen

mhd. zeichen(en)

(altes ei)

mit einem Zeichen versehen, (be)zeichnen, aufschreiben, verzeichnen, anzeigen

voa

vor

Ahd. fora

mhd. vor(e)

(r à á Vokalisierung)

 

woa

wahr

ahd. wār

mhd. wār

(r à á Vokalisierung)

 

Woad

Weide

ahd. wīda

mhd. mnd. wīde

 

woana

weinen

ahd. weinôn

mhd. weinen

(altes ei)

auch „flennen“ oder „reahn“ (mehr)

Woasal

Waisenkind

ahd. weiso

mhd. weise

(altes ei)

Woach

Weih (m.) / Weihe (f.)

ahd. wīo m.,
mhd. wīe, wīge, wīhe, wīwe m.

 (Woachfleisch, also „Weihefleisch“ meint Osterschinken)

Woadling

Weitling / Weidling

auch "Weidlan"

mhd. weidlinc

(altes ei)

Ein größeres rundes, oder halbrundes sich stark verbreiternde Schüssel, Rührschüssel oder irdenes Geschirr

(Laut Maritschnik auch Weidlan = rundes, modelartiges Geschirr zum Backen, sich nach oben verbreiternde Schüssel, Salatschüssel)

(i) woaß (ebbs)

wissen

(ich) weiß (etwas)

ahd. wiʒʒan

mhd. wiʒʒen

aber die Farbe „weiß“ bleibt im Bairisch „weiß“

Woaz

1. Weizen (Triticum L.)

2. Kukuruz / Mais

ahd. (h)weizzi (m.)

mhd. weiz(z)e, weiz

(altes ei)

Kloanwoaz ist der Weizen.

 Woaz bedeutet in gewissen Gegenden auch Kukuruz (Mais). (mehr)

Zoager / zoagn

Zeiger / zeigen

Zeiger:

ahd. zeigāri

mhd. zeiger

 

zeigen:

 ahd. zeigōn

mhd. zeigen

(altes ei)

Da Zoaga an da Ua (Uhr) zoagt fimfe (5 Uhr).

zwoa

zwei

ahd. zwēne (m.)

zwē, zwō, zwā (f.), zwei (n.)

mhd. zwēne (m.), zwō, zwuo (f.), zwei (n.)

germ. twaina

(altes ei)

zwoa, zwo oder zwee“ – (mehr)

zwei Froschloach auf oan Schroach

Quellen:

  1. Das Projekt Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS)
  2. Etymologische Wörterbuch des Deutschen (EtymWb.) von Wolfgang Pfeifer
  3. Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm   
  4. Mittelhochdeutsches Handwörterbuch von Matthias Lexer
  5. Host mi? Das bayerische Wörter-Raten im Bayerischen Rundfunk

6.    Bayerisches Wörterbuch Johann Andreas Schmeller

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Siehe auch den nächsten Lehrgang „Althochdeutsch-Mittelhochdeutsche“

Seite zuletzt aktualisiert am 22. September 2017

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