Remaraweng Boarisch |
Aussprache |
Rettet den Diphthong Das alte ei wird im Bairischen oa gesprochen |
Bairisch ist bekanntlich
reich an Diphthongen Besitzen die bairischen Mundarten, verglichen mit der deutschen Standardsprache einen ausgesprochen vokalischen Charakter, so tun dies die bairische Mundart umso mehr. Bis zu 40 (z.B. bei den Bayerwaldmundarten) Selbstlaute wurden wissenschaftlich festgestellt, 24 Zwielaute und 16 unterschiedlich gefärbte Vokale. Die deutsche Standardsprache bringt es lediglich auf fünf Vokale + drei gerundete Varianten + drei Zwielaute (au, eu/äu, ei/ai))! |
Hier wird nur eine kurze Liste von den „oa“-Doppellauten präsentiert. Siehe auch Lektion „Lautlehre Vokale” für eine
Übersicht aller Diphthongen |
Erläuterung: Die Verwandlung des ei in oá geschieht nach strengen Sprachgesetzen. Ein Laut, der heute hochdeutsch
ei gesprochen
wird, kann althochdeutsch (ahd.) und mittelhochdeutsch (mhd.) entweder
ebenfalls ei gelautet haben,
zum Beispiel: ein (ahd. & mhd. ein) zwei (ahd.
& mhd. zwei) - neben zwēne (m.), zwō / zwuo (f.) und zwei
(n) (mehr) Heim (ahd. heima,
mhd. heim) heiß (ahd. & mhd. heiʒ) Gemeinde (ahd. gimeinī , mhd. gemeine) (ich) weiß (Vb.) (ahd. & mhd. weiʒ) drei (ahd. thrī, mhd. drî) schneiden (ahd. snīdan, mhd. snîden) bleiben (ahd. bilīban, mhd. belīben, blīben) reiten (ahd. rîtan, mhd. rîten) weiß (Adj.) (ahd. h)wīʒ,
mhd. wīʒ) Ein heutiges ei, das von Mittelhochdeutsch ei abstammt, nennt man ein „altes ei“, Im Bairischen hat
sich das „altes ei“ zum
Diphthong >oa< fortentwickelt,
z.B. daheim à dahoam,
heiß à hoaß, (ich) weiß
à woaß Das „junge ei“ hingegen bleibt in der Regel ein ei-Laut (genauer ae), z.B. drei à drei weiß (Farbe) à weiß (ich reite) à (i) reit Als kleine Hilfe: wo die Orthographie ai setzt,
kann mach sich sicher sein, dass altes ei vorliegt, wie z.B. hochdeutsch bairisch à boarisch
und (Frosch-) Laich à Loach. Außerdem gibt es oa-Laute (die oft als oá geschrieben wird, um die
Helligkeit des >a< herauszustreichen), die nichts mit ei zu tun haben. Ihnen liegt ein ar oder or
zugrunde, deren r zu á vokalisiert wurde: siehe auch Bairische
Grammatik, von Ludwig Merkle |
Bairisch (mit Diphthong) |
Hochdeutsch |
Althochdeutsch Mittelhochdeutsch (mehr) |
Beispiel oder Erklärung |
alloa, alloanig |
allein, alleine |
ahd. einîglîhho mhd. bleich (altes ei) |
alloa, alloanig (allaa, allaanig) |
bloach |
bleich |
ahd. blaih, bleihhēnti, bleihhēn, pleih mhd. bleich gotisch:
blaiks (altes ei) |
blaß, fahl,
farblos, kreidig |
Boar, boarisch |
Bayer, bairisch |
Bayer: ahd.
Beiar Bayern:
ahd. Beiara (altes ei) |
|
Boa |
Bein, Knochen |
mhd. bein, ahd. bein, gibeini (altes ei) |
(awa da Fuas (der
Fuß) is as ganze
„Bein" - mehr), Wienischer
Baan |
boade |
beide |
ahd. bēde, mhd. beide, bēde gotisch bai m., ba n (altes ei) |
(Ahd. bēde (m.)
ist aus bē dē ‘beide
die’, ahd. beidiu
(n.) aus bei diu
entstanden) Der Baier
sagt aber lieber „alle zwei“ bzw. „zwoa, zwo oder zwee“ – mehr) |
boaßn Boaz |
beizen (Vb.) Beize (f.) |
ahd. beizen mhd. beiʒen ahd. beiza mhd. beiʒe (altes ei) |
„mit Beize
behandeln, scharf, ätzend einwirken, mit abgerichteten Raubvögeln jagen“ Das Wort beizen ist Kausativum
(Veranlassungswort) zum Verb beißen
und bedeutet daher eigentl. ‘beißen machen, beißen lassen’. Auch z.B.
Beeren oder Obst zum Schnapsbrennen einrichten „eiboaßn“,
„A Boaß voi“ |
boadn / boatn (mehr) |
beiten |
ahd. pîtan mhd. bîten gotisch beidan |
beiten oder beiden (Bairisch boadn, boatn) bedeutet „warten, harren, verziehen“ Geh nit so schnell, boad a weng af mi! |
Boazn |
Beisl |
Jiddisch bajis für
Haus |
Wirtshaus,
Taverne. etc. (Norddeutsch:
Kneipe - mehr) |
broad (broat) |
breit |
ahd. breit mhd. breit (altes ei) |
Und wånn oana an broadn Oasch håt, is dås goa ned schẽẽ! |
Doag |
ahd. teig mhd. teic (altes ei) |
Und fast ein
jeder kennt den Zungenbrecher für Zugereister (Zuagroaste)
„Loawedoag“ für „Teig“ aus
einem (Brot-)„Laib“ (mehr) (Loawe ist die
Verkleinerung von Laib, also ein
„Laibchen“ oder hier, eine Semmel – also der Teig aus den man die Semmeln
backt) |
|
Droad |
Getreide |
ahd. gitregidi mhd. getregede |
Getreide,
also ‚auf Halmen wachsende Körnerfrüchte’ hieß
ursprünglich ‘Ertrag, Einkünfte, Besitz’ Ein Troadkastn (Troadkasten) oder Droadkastn (Droadkasten) ist ein Getreidekasten |
Oacha(n) mittelbairisch Oicha(n) nordbairisch |
ahd. eih, eihha mhd. eich, eiche (altes ei) |
Die Eiche
(lat. Quercus) ist eine Baum aus der Familie der
Buchengewächse (Fagaceae). Der deutsche Name „Eiche“ ist mit
dem lateinischen esca für‘ Speise, Nahrung‘ verwandt. (siehe auch Blumen,
Pflanzen und Bäume auf Bairisch) Das Oachkatzl ist
bekanntermaßen das Eichhörnchen. |
|
foal |
feil |
ahd. feili mhd. veil(e) (altes ei) |
"Für
dieses Mal geht es noch an, aber es hätte euch schlecht gehen können. Nehmt die
Leiche, näht sie in ein frisches, sauberes Leintuch, so daß nicht eine Fliege
dazu kommt, und wenn wieder die wilde Jagd daher fahrt, so ruft zu ihr
hinüber: "Hob foal,
hob foal!"
Wenn sie euch dann antwortet; "Hob foal, hob foal!" so ruft: "Kommt oar
und nehmt enker Thoal." („Wilde Jagd
im Fersinathal“ - Quelle: Sagen aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz V.
Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 19, Seite 12) |
Foam / Faum
/ Faam (m.) foamen (Vb.) |
Feime (m. f.) (Schaum) feimen (Vb.) |
ahd. veim, feim mhd. veim mhd. veimen (altes ei) |
(Bier-)
Schaum, aus vielen Bläschen bestehende lockere Masse, wie im Englischen ‚Foam‘), der schäumt. ‚Feimen‘ ist wie ‚Schaum wegnehmen,
abschäumen‘. Etymologie: ausfeimen, abfeimen (Vb.), ahd. feimen (8. Jh.), mhd. veimen - ‘den Schaum (Feim) von einer Flüssigkeit
abschöpfen, sie dadurch reinigen’, ‘(ab)schäumen’; abgefeimt (Adj.) ‘raffiniert, durchtrieben’ |
foast |
feist (fett, dick, leibig, prall, wohlgenährt) |
ahd. feiʒ(i)t (n.) mhd. veiʒ(e)t (altes ei) |
eigentlich
2. Partizip von mhd. veizen = fett machen (aus
germ. *faitiða-), mhd. veiʒen ‘fett machen, mästen’ |
Froas |
Fraisen |
ahd. fraisa |
‚Fraisen‘
bzw. ‚Froas‘ ist eine volksmedizinische Bezeichnung
und bedeutet ‚Krampfanfälle‘, vor allem
für Krampfanfälle bzw. Epilepsie (Eklampsie) des Kindesalters. „in d Froas gfalln“: einen epileptischen Anfall zu erleiden „an Froas fôin“: in Ohnmacht
fallen, erschrecken „froasn“ = zittern |
Gloas |
Gleis |
ahd. in leisa mhd. leis(e) f. ‘Spur’, |
Spur,
Geleise Gloasn,
Glasn oder Gloastna bezeichnen die eingefahrenen Spurrinnen am
Feldweg: „A guada
Ochs bleibt in da Gloasn!" (Ein guter
Ochse bleibt in der Spur) |
Gmoa |
Gemeinde |
ahd. gimeinī mhd. gemeine, got. gamainei (altes ei) |
Die Gmoa ist die gemeine,
als Substantiv zu ‚gemein‘ und daher die ‚Gemeinschaft’. |
goa (goar) |
gar |
ahd. garo (flektiert:
garawēr) mhd. gar(e)
(garewer, garwer) |
bereit,
fertig, ganz, zu Ende „aus is und goa is und schad
is, dass woar is!” |
Goaß |
Geiß |
ahd. geiʒ mhd. geiʒ (altes ei) |
siehe auch „Viecherl auf Bairisch“ (mehr) Ein Goaß-Beitl ist quasi der „Geiß-Beutel“ (Beutel:
ahd. būtil,
mhd. biutel - Behälter, Behältnis, Container,
Gefäß) indem z.B. der Hirtenbub (Bauernbuam) die
Geißmilch (Goaßmilli) oder Rahm transportert. es Goassbeitlbauernbuam hobts koan Rahm und kints enk a koan rian und weils koan schenan Knecht net hobts drum bleibt enk a koa Dirn (Lied: Goassbeitl Bauernbuam, Trad. /
Hubert von Goisern) |
Gschroa |
Geschrei |
ahd. giscrei mhd. geschrei(e), geschrē (altes ei) |
|
Hoa |
Haar |
ahd. hār mhd. hār |
|
Hoabuachan |
Hainbuche, Hainbuchen (-holz) |
mhd. hain-buoche |
Ein ‚Hoachana‘ ist ein stur, unnachgiebiger Mensch (mehr) |
hoad |
Heide |
ahd. heida mhd. heide (altes ei) |
|
heikel |
mhd. heien, heigen (mundartlich
bair. auch haigeln) (altes ei) |
‘bedenklich,
delikat, wählerisch (z.B. im Essen)’ auch gschleckert / gschleckart |
|
Hoam Hoamat |
Heim Heimat |
ahd. heima (f.) mhd. heim (n.) ahd. heimōti
(n.) mhd. heimuot(e), heimōt(e),
heimōde (f. n.) (altes ei) |
Dahoam is dahoam, Wannst net fort muaßt, so bleib; Denn d'Hoamat is ehnter Der zweit Muaderleib. (Hoamatland:
Oberösterreichische Landeshymne, |
hoamli |
heimlich |
ahd. heimlīh mhd. heim(e)lich (altes ei) |
‘unauffällig,
verstohlen, geheim’, ‘häuslich, einheimisch, heimatlich’ auch
‘vertraut, vertraulich, zahm, geheim, verborgen’ |
hoaß |
heiß (adj.) |
ahd. heiʒ mhd. heiʒ (altes ei) |
‘sehr warm’,
übertragen ‘leidenschaftlich, heftig, erregend’ |
hoaßn |
heißen (Vb) |
ahd. heiʒan mhd. heiʒen (altes ei) |
‘genannt
werden, den Namen haben, nennen, gebieten, einen bestimmten Sinn haben,
bedeuten’ |
Hoawa |
Heidelbeere |
ahd. heid(i)beri mhd. heitber (altes ei) |
siehe:
Bairisch kulinarisch (mehr) |
hoazn |
heizen |
ahd. heizen mhd. heizen,
heiʒen (altes ei) |
siehe auch „kenten“, „ankenten“ und „einkenten“ (mehr) |
Hobeschoata (Howeschoata) |
Hobel-Scheit |
ahd. -skīt mhd. schīt |
„Hobelspäne“ kommt von
Hobel-Scheite |
koa (á,n) [koã] [koãne] [koãn] [koãna] |
kein keine keinen keiner |
ahd. nih(h)ein, noh(h)ein,
neh(h)ein mhd. nehein und (mit
verschobener Silbengrenze) nechein, nekein (altes ei) |
|
Koasa |
Kaiser |
ahd. keisur mhd. keiser (Entlehnung
von lat. Caesar durch die Germanen) (altes ei) |
|
Kreis |
ahd. creiʒ, chreiʒ mhd. kreiʒ (lat. orbis, circulus] |
||
Loab |
Laib |
ahd. (h)leib mhd. leip (altes ei) |
geformtes
Brot (siehe auch Teig) |
Loab |
Leib |
ahd. līb mhd. līp |
(menschlicher,
tierischer) Körper, Unterleib, Bauch, Magen daher heißt
„daloawat“ oder „daloabet“
„erschöpft“, „entkräftet“, „leblos“, also quasi „entleibt“ |
loabm |
leiben |
vielleicht aus: leiben: ‚übrig lassen, schonen‘, mhd. leiben, bewirkungswort zu altem lîben, belîben (altes ei) |
(gut
bekommen) „Es loabt mas neama“ (ich habe genug) „Mi loabts net“ (ich vertrage es nicht) (von „laiben“ = bleiben lassen), im Magen vertragen, im Magen bleiben; erdulden, erleiden |
(Froach-) Loach |
Laich |
ahd. hleih mhd. leich (altes ei) |
von einer Schleimmasse umgebene Eier der Fische oder Amphibien’ |
loacht |
leicht |
ahd. līhti, līht mhd. līht(e) goth. leihts |
|
loachln / loachn |
leichen |
gotisch. laikan
(spielen, springen, frohlocken, bi-laikan
verspotten) |
herbeilocken, verlocken, hinters Licht führen, betrügen, jemandem einen Possen spielen |
load |
leid |
ahd. leid mhd. leit (altes ei) |
(großer)
Kummer, seelischer Schmerz es duat ma echt load... |
Loadda |
Leiter |
ahd. (h)leitara mhd. leiter, leitere (altes ei) |
Gerät aus zwei
durch Sprossen bzw. Staffeln verbundenen Längsstangen (Holmen) zum
Hinaufsteigen (mehr) |
loana |
lehnen |
ahd. (h)linēn mhd. linen, lenen |
|
Lehm (Ton, Schlamm, gelb bis braun
gefärbtes Gemenge von Sand und Ton) ahd. leimo, leim mhd. leim(e), engl. loam, lat. argilla, (altes ei) vgl. Leim
(Klebstoff, Vogelleim, Kalk, Mörtel) ahd. &
mhd. līm,
(Laut dem Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm
„bezeichnen neben Leim auch Kalk, Mörtel, so dass
mit dem Worte ursprünglich wohl ein Klebestoff im allgemeinen bezeichnet war
(wofür ebensowohl das mhd. starke Verbum entlîmen mit dem sinne sich
ablösen, sich entziehen von etwas, als auch das Ablautsverhältnis
spricht, in dem ahd. lîm zu dem nachher aufzuführenden leim, ahd. leimo lehm steht)“) |
Ein „Loamsiedler“ ist ein Mensch der langsam arbeitet, eine
energielose, langweilige, träge, unbeholfene Person, ein Tachinierer oder ein
Obizahrer (mehr) siehe Ortsnamen (Laim) |
||
Loas, Lous |
(Muttersau) |
aus ‚lösen‘ im
Sinne von ‘losmachen, aufbinden, zergehen lassen, klären’ ahd. lōsen mhd. lœsen |
siehe auch „Viecherl auf Bairisch“ (mehr) |
Loatzn |
leitzen |
|
(um)kippen, (heraus)stürzen |
Loawerl |
Laibchen |
(siehe
Laib) |
Laibl – Trikot Laibl – kleines Laib Brot Mauráloáwen=Mauerlaibchen |
moana |
meinen |
ahd. meinen mhd. meinen (altes ei) |
|
Meinoad |
Meineid |
ahd. meineid mhd. meineit (altes ei) |
auf eine
vorsätzlich falsche Aussage abgelegter Eid |
Moasn |
Meise |
ahd. meisa mhd. meise (altes ei) |
|
Moabaam |
Mai (-baum) |
ahd. meio mhd. meie, meige (entlehnt
aus lat. (mēnsis)
Maius) (altes ei) |
|
Moasta |
Meister |
ahd. meistar mhd. meister |
‘Baumeister,
Künstler, Lehrer, Vorsteher z.B. Bürgamoasta |
Noargal |
Neige |
mhd. neige (altes ei) |
letzter
Inhalt eines Gefäßes, auch bekannt
aus Bierrest im Maßkrug; Senkung, Abhang |
oa (á,n) [oã] [oãne] [oãn] [oãna] |
eine einen einer |
ahd. ein mhd. ein gotisch ains (altes ei) |
es
heißt „oans, zwoa, drei“ da oans und zwoa aus „altem ei“ kommen, „drei“ hingegen aus ahd. thrī , mhd. mnl. drī |
[oa] |
Ei / Eier |
ahd. ei mhd. ei (altes ei) |
und „Oxnaung“ san Spiegeleier |
Oacha(n) mittelbairisch Oicha(n) nordbairisch |
Eiche |
ahd. eih, mhd. eich (altes ei) siehe Eiche |
|
Oachl, Oachö |
Eichel |
ahd. eichilâ mhd. eichel (altes ei) |
|
Oad |
Eid |
mhd. eid ahd. eidî gotisch aiþei (altes ei) |
siehe auch Meineid |
Oadachsl |
Eidechse |
ahd. egidehsa mhd. egedëhse (altes ei) |
|
oafach |
einfach |
siehe ein (altes ei) |
einfach –
gebildet Anfang des 15. Jhs. analog älterem mhd. zwivach (zweifach), viervach (vierfach), manecvach (mannigfach) |
Oagner |
Eigener |
aus
eigen: ahd. eigan mhd. eigen (altes ei) |
mei oagner Suh’! |
oahändi |
einhändig |
aus
eigen: ahd. eigan mhd. eigen (altes ei) |
|
Oaned |
Einöde |
Ahd. einōti (n.) und einōtī (f.) mhd. einœte, einœde, einōte (altes ei) |
einsame Gegend, Wüste, Einsamkeit, Einschicht,
Einzellage, Einzelsiedlung |
Oater |
Eiter |
ahd. eitar mhd. eiter (altes ei) |
|
Pfoad |
Pfeit Hemd |
ahd. u.
mhd. pfeit
= Rock, Hemd, aus griech. baite über gotisch Vermittlung paida (altes ei) |
Rock, Hemd siehe Musiker-Bairisch |
Roa (Rõa) / Roan |
Rain |
mhd u. ahd rein (altes ei) |
siehe Ortsnamen (Rain) |
roachn |
reichen |
ahd. reihhōn, reihhen mhd. reichen (altes ei) |
es roacht hiaz |
Roaf |
Reif / Reifen |
ahd. reif mhd. reif (altes ei) |
|
Roam (neben Reim) |
Reim |
aus Verb
reiben ahd. rīban mhd. rīben ('drehen,
hin und her bewegen’) „Roam“ (obwohl als „neues ei“ >ī<) ist eine seltene Nebenform zu Reim Die Reibe
ist laut Grimm und Schmeller: „Drehung, Wendung; in
Baiern die Abweichung eines Weges, einer Gasse,
eines Flusses, Berges von der geraden Richtung, Wendung im Fahren“ |
Kurve,
Kehre, Reibe, Scheibe i håb d Roam nimma
kriagt... (mehr) „A gache Reidn“ ist auch „a gache Roam“ (eine enge Kurve) |
Roana |
Rein, Reine,
Bräter |
ahd. rîna |
Becken,
Tiegel, Rein, Reinel, Reindel, Rindel, Reidl, Rain |
roani |
abschüssig, steil |
|
|
Roas |
Reise (f.) |
ahd. reisa mhd. reis(e) (altes ei) |
|
roasn |
reisen (Vb.) |
ahd. reisōn mhd. reisen (altes ei) |
auf da Roaß sein (unterwegs) |
roatln |
reitln, reidln |
mhd. riden = winden, drehen |
rädeln und ratteln, râdln (Kärnten) ridel (Tirol), rödeln |
reiten, raiten |
ahd. reiti mhd. reiten (altes ei) |
zählen, rechnen |
|
Soafa |
Seife |
mhd. seife,
ahd. seifa (altes ei) |
|
Schoaß Schas |
(Furz, Pupser,
Schars) |
Nebenform
zu Scheiß,
Scheiße, Schiß ahd. biskīʒan
mhd. schīʒen |
entweichende
Darmblähung (Furz, Pupser, Schars) „wiara Schoaß in da
Blinddarmkurve“ oder „da Schoaß in da Reitn“ |
Scheite |
ahd. -skīt mhd. mnd. schīt |
kommt von
Hobel-Scheite |
|
Schdroach |
Streich |
mhd. strīch |
|
Schnoasn |
Schneise |
mhd. sneise (altes ei) |
'geradliniger
Durchhau im Wald, Weg zwischen zwei Waldstücken' |
schnotn |
schneiden |
ahd. snīdan mhd. mnd. snīden |
|
Schwoaf |
Schweif |
ahd. sweif mhd. sweif (altes ei) |
langer
buschiger Schwanz, geschwungene Linie, Schleppe Da Oachkatzl håt an Mordschwoaf |
Schoatl |
Scheitel |
ahd. skeitila (f.) mhd. scheitel(e) (f.) (altes ei) |
Trennungslinie
der Frisur, von der die Haare nach zwei Seiten sich ausbreiten, oberer mittlerer
Teil des Kopfes, höchster Punkt; Wirbel; Berggipfel |
Schroa, Gschroa |
Schrei, Geschrei |
Schrei mhd. schrei,
ahd. screi Geschrei ahd. giscreigi mhd. geschreige, geschreig,
geschreie, geschrei (altes ei) |
einmaliger
gellender, durchdringender (menschlicher) Laut’ |
schwoam |
schwemmen |
spätmhd. swemme, swem. |
schwimmen
machen, im Wasser abspülen, jmdn. oder etw. an eine
Stelle hin-, von einer Stelle wegschwimmen lassen, wässern, spülen „schwoammas obi!“ (trinken wir es herunter!) |
Schwoaß |
Schweißen |
ahd. sweiʒen mhd. sweiʒen (altes ei) |
Schweiß
vergießen, rösten, Metall- oder Kunststoffteile durch Erhitzen oder Druck
miteinander verbinden |
Schwoaßln |
Schwitzen |
ahd. suizzan mhd. switzen |
Schweiß
absondern (sudare) |
Soacha, soachan |
seichen |
ahd. seichu, seihhen mhd. seichen,
(altes ei) |
1. Harn;
harnen, urinieren, Wasser lassen, pieseln 2. rinnen
oder tröpfeln lassen |
Soafa |
Seife |
ahd. seifa, seiffa, seipha mhd. seife (altes ei) |
|
Spoachâ |
Speicher |
ahd. spīhhāri mhd. spīcher |
Aufbewahrungsort
für Getreide und Vorräte, Vorratsraum |
Spoacha |
Speiche |
ahd. speihha, speihho, speih mhd. speiche (altes ei) |
Strebe
zwischen Felge und Nabe eines Rades |
Stroach / Schdroach |
Streich |
streichen (starkes Verb mit Bedeutung: ‚sich
fortbewegen, gehen, etw. mit der Hand streifend
berühren, über etw. hinstreifen,
(be)schmieren, durch streichende Bewegung
entfernen, einen Strich ziehen etc.‘) (germ. strīkan) ahd. strīhhan, streihhōn mhd. strīch (neues ei) streichen (schwache Verb mit Bedeutung ‘streicheln’) ahd. streihhōn,
(altes ei) Streich (m.) Substantiv mit Bedeutung
‘‘Hieb, Schlag’, übertragen ‘überraschende, kühne Tat’’) mhd. strīch (neues ei) |
Schmeller
führt das Wort unter Straich auf was eine
Ableitung aus „altem ei“ andeutet. einen
Streich haben = nicht ganz richtig im Kopf sein laut Grimm
und Schmeller ist ein Straich oder Straoch „ein
launenhafter Mensch“ Laut Schöpf
„ein Mensch, der unbesonnene, leichtsinnige Dinge tut“ Das grimmische Wörterbuch vermerkt „besonders im obd. verbreitet: `er hat ein stroach einen schuss`“ Streich
bedeutet auch „einen Augenblick“, „einen sehr kurzen Zeitraum“, z.B. „alle Stroach sind die Hennen vom Nachbarn in unserm Garten“ (mehr) (Verbalnomen
zu streichen) |
Stoa |
Stein |
ahd. stein mhd. stein (altes ei) |
|
stroacha |
streiken |
ahd. strīhhan mhd. strīchen |
Striche machen,
streichend bewegen, glätten, bestreichen, schärfen, streichend berühren,
schlagen, sich rasch bewegen, herumstreifen |
Teil |
ahd. teil deil mhd. teil (n., m.) goth. dails (altes ei) |
|
|
toaln |
teilen |
ahd. teilan (aus teiljan) teilen deile mhd. teilen goth. dailjan (altes ei) |
|
vazoachnet (verzoachnen) |
verzeichnet (verzeichnen) |
ahd. zeihhanen mhd. zeichen(en) (altes ei) |
mit einem
Zeichen versehen, (be)zeichnen, aufschreiben,
verzeichnen, anzeigen |
voa |
vor |
Ahd. fora mhd. vor(e) (r à á Vokalisierung) |
|
woa |
wahr |
ahd. wār mhd. wār (r à á Vokalisierung) |
|
Woad |
Weide |
ahd. wīda mhd. mnd. wīde |
|
woana |
ahd. weinôn mhd. weinen (altes ei) |
auch
„flennen“ oder „reahn“ (mehr) |
|
Woasal |
Waisenkind |
ahd. weiso mhd. weise (altes ei) |
|
Woach |
Weih (m.) / Weihe
(f.) |
ahd. wīo m., |
(Woachfleisch, also „Weihefleisch“ meint Osterschinken) |
Woadling |
Weitling /
Weidling auch "Weidlan" |
mhd. weidlinc (altes ei) |
Ein größeres
rundes, oder halbrundes sich stark verbreiternde Schüssel, Rührschüssel oder
irdenes Geschirr (Laut Maritschnik auch Weidlan = rundes, modelartiges Geschirr zum Backen, sich
nach oben verbreiternde Schüssel, Salatschüssel) |
(i) woaß (ebbs) |
wissen (ich) weiß
(etwas) |
ahd. wiʒʒan mhd. wiʒʒen |
aber die
Farbe „weiß“ bleibt im Bairisch „weiß“ |
Woaz |
ahd. (h)weizzi (m.) mhd. weiz(z)e, weiz (altes ei) |
Kloanwoaz ist der Weizen. Woaz bedeutet in gewissen Gegenden auch Kukuruz (Mais). (mehr) |
|
Zoager / zoagn |
Zeiger / zeigen |
Zeiger: ahd. zeigāri mhd. zeiger zeigen: ahd. zeigōn mhd. zeigen (altes ei) |
Da Zoaga an da Ua (Uhr) zoagt fimfe (5 Uhr). |
zwoa |
zwei |
ahd. zwēne (m.) zwē, zwō,
zwā (f.), zwei
(n.) mhd. zwēne (m.), zwō, zwuo (f.), zwei
(n.) germ. twaina (altes ei) |
„zwoa, zwo oder zwee“ – (mehr) zwei Froschloach auf oan
Schroach |
6. Bayerisches Wörterbuch Johann Andreas Schmeller
Seite zuletzt aktualisiert am 22. September 2017