Remaraweng Boarisch

Grammatik

Die Geschlechtsbildung von Wörtern auf Bairisch und Süddeutsch

die, das oder der?

Das „grammatische Geschlecht der Nomina und Pronomina“ oder „Genus“ ist ein Klassifikationsmerkmal von Substantiven.

(Genus: Plural: die Genera;
Der Begriff stammt aus dem Lateinischen
genus = ‚Abstammung, Art, Gattung, Geschlecht‘,
und leitet sich als grammatischer Terminus
technicus nach altgriechisch γένος, genos) .


(Substantiv: aus spätlateinisch
nomen substantivum = „auf eine Substanz bezogenes Nomen“),
auch „Dingwort, Gegenstandswort, Hauptwort, Namenwort, Nennwort“ genannt.

Die Übereinstimmung oder „Kongruenz“ (lat. congruentia) mit anderen Elementen erfolgt immer aufgrund des grammatischen Genus (die, das, der).
Das grammatische Genus hat nur bedingt etwas mit dem natürlichen Geschlecht zu tun.

In den bairischen Mundarten sowie in der süddeutschen Hochsprache haben etliche Wörter ein anderes Genus als im Nordhochdeutsch.

 

 

BD10307_

 

Hauptwort

Genus (Geschlecht)

Nordhochdeutsch

Südhochdeutsch

Akt(e)

die (Akte)

Sing. der Akt, Plural die Akten

(mehr)
1. Fall: die Akten
2. Fall: der Akten
3. Fall: den Akten
4. Fall: die Akten
Es wird also nach dem Muster der Staat/die Staaten, der Strahl/die Strahlen dekliniert.

Abszess

der

das Abszess (sowie das Furunkel)

Asche

die

der Aschen

Backe

die

der Backen

Barock

der

das Barock

Bonbon

der

das Bonbon

Barometer

das

der Barometer

Brett

das

der Bretten [Brettn]

Butter

die

der Butter (mehr)

Cola, Fanta, Sprite

die

das Cola etc.

Ecke

die

das (Eck),

sowie das Dreieck, das Viereck usw.

Eins

die

der Einser

Ferse

der (Fers),

die Hacke(n)

die (Ferse, Fersen, Ferschen)

mhd Versen(e), ahd Fers(a)na

Fett

das

die Fetten [Fettn]

Furunkel

der

das (sowie das Abszess)

Drei

die

der Dreier

Gams

die Gemse

die Gams (mehr)

Gaudi

das

die Gaudi

Im Bairisch ein Feminin (Fem.), da sich die bairische Form nicht vom Singular (Sg.) des lateinischen Neutrums gaudium ableitet,
 sondern vom Plural (Pl.)
gaudia
(diese bereits vorhanden als Fem. im Sg. im Vulgärlatein).

Vgl. ital. la gioia (Sg.-Fem.)

franz. la joie (Sg.-Fem.)

Gehalt

das

der Gehalt

Gulasch

der

das Gulasch

Gummi

das

der Gummi

Hehl

der

das Hehl (mach kein Hehl daraus)

Heuschrecke

die

der Heuschreck

Joghurt

der

das Joghurt

Karre

die

der Karren

Kartoffel

die

der Kartoffel (mehr)

Kirta

die

der Kirta (von Kirchtag)

Krote

die

die Kröte (mehr)

Labsal

die

das Labsal

Limo

die

das Limo

Limonad

die Limonade

das Limonad

Liter

das

der Liter

Mail, E-Mail

die Mail

die E-Mail

das Mail, das E-Mail

Marmelad

die Marmelade

das Marmelad  (mehr)

Mumps

der

die Mumps

Null

die

der Nuller

Petersilie

die

der (Petersil)

Prospekt

das

der Prospekt (neben das Prospekt)

Radio

das (ergänze –gerät)

der Radio (ergänze -apparat) (mehr)

Rahme

die

der Rahmen

Raster

der

das Raster

Ratte

die

der Ratz [Råtz]

Ritz(e)

die (Ritze)

der Ritz

Röhre

die

das Rohr

Ruh

die

der Ruh

Sache

die

‚das Sach‘
 (im Sinne von Anwesen, Besitz,
 
lateinisch: "res", „causa“)

(ahd. sahha,  mhd. sache - ‘Rechtssache, Rechtsstreit, Angelegenheit, Ursache, Ding’)

 

Ich tue es in der klassischen Formulierung der Fürbitte von Jakob Balde, die zu Füßen der Mariensäule geschrieben steht:
Rem regem regimen regionem religionem conserva Bavaris,
Virgo Patrona, tuis!

– Erhalte, Jungfrau Patronin, Deinen Bayern das Gut,
oder wie man im Dialekt sagt „
das Sach“,
die Regierung, das Land und die Religion!

Ansprache von Papst Benedikt XVI  am Internationaler Flughafen "Franz Joseph Strauß", München,  Samstag, 9. September 2006 (zur Rede)

Sakko

der

das Sakko

Schank

(-s/-es, Schänke)

der

(-s/-es, Schänke)

die Schånk; die Ausschank (-, Schänken)

mhd. schanc ‘Gefäß, aus welchem eingeschenkt wird’

(aus dem Verb Schenken - ‘unentgeltlich geben, als Gabe überlassen, überreichen’, ahd. skenken ‘zu trinken geben, einschenken’; mhd. schenken ‘zu trinken geben, zum Verkauf ausschenken, geben, verleihen’)

 

1.    Theke (Schanktisch), an der Getränke ausgeschenkt werden

2.    Raum, in dem sich die Schank befindet

(Vergleich auch Schankbursch, Schankmädchen, Schankkellnerin, Schankwein, Schankstube, Schankwirt etc.)

Scherbe

die

der Scherben

(ahd. skirbī(n) f.; mhd. schirbe, scherbe m. f., schirben f. ‘Stück zerschlagenes Geschirr, Topf’)

Schild

das / der

der Schild (in allen Bedeutungen)

Schlamassel

der

das Schlamassel

(aus jidd. schlemasl, schlimasl, eigentl. ‘was nicht Glück ist’,
d. h. aus einer Verneinungspartikel und jidd. masol, mazzal ‘(Glücks)stern, Gestirn’. Vergleich ‚etwas vermasseln‘.

Das Gegenteil vom Schlamassel ist das Massel, ‘unverdientes, unerwartetes Glück, Dusel’.)

Schnecke

die

der Schneck (mehr)

Schneid

der

(was einfach falsch ist)

die Schneid

(Mut, Tapferkeit, Draufgängertum, Courage,

d.h. jemand, der schneidig ist oder eine Schneid hat)

Schokolade

die

der Schokolad

(span. chocolate, das Náhuatl, aztek. chokolatl)

Schoß

das

die Schoß

(ahd. di scoz u. scaoz; mhd. diu schoz)

Schranke

die

der Schranken

Schraube(n)

die Schraube

der Schrauben

Schraufe(n)

die Schraufe

der Schraufen

Schürze

die

der Schurz (siehe Vortuch)

(ahd. scurz, scurt (Wechsel im Auslaut analog zu ahd. kurz, vs. kurt- ‘kurz’)

mhd. schurz (m.) - ‘abgeschnitten, kurz’)

SMS

(Eng. „short message service“, zu deutsch Kurznachrichtendienst)

die

das SMS

Socke

die

der Socken

Spachtel

der

die

Spalt(e)

die (Spalte)

der Spalt

Spind

(Kleiderschrank)

das

der Spind

Spitz(e)

die (Spitze)

der Spitz,

 z.B. der Tafelspitz, Der Zugspitz

(mhd. spiz, spitz (m.) - verbreitet bis ins 18. Jh.,
danach vorwiegend nur mundartlich)

Sulz

die (Sülze)

das Sulz

Taxe (wie Kurtaxe)

die

das Taxi

Teller

der

das Teller (mehr)

Tenne

die

der Tenn

Terpentin

der

das Terpentin

Torte

die

der Torten

Tunnel

der

das Tunnél

(von gleichbedeutend englisch tunnel - ‘Schacht, Kaminrohr’, aus altfranzösisch (afrz.) tonel - ‘Tonne, Faß’ (frz. tonneau), gebildet zu afrz. tone)

Verhau

das

der Verhau

Virus

das/der

der Virus

Vokabel

die

das Vokabel („einzelnes Wort einer fremden Sprache“)

die Vokabel („Bezeichnung“, „Ausdruck“, „Begriff“)

(aus lat. vocābulum (Neutrum) = ‘Benennung, Bezeichnung einer Sache’; als grammatischer Terminus ‘Nomen appellativum, Substantiv‘)

Wachstum

das

der Wachstum

Werkzeug

das

der Werkzeug

Wespe

die

der Weps, der Weß (mehr)

Zacke

die

der Zacken

Zeck(e)

die (Zecke)

der Zeck (mehr)

Zehe

die

der Zehen, der Zeha
(siehe
der Mensch und die bairischen Körperteile)

Zwei

die

der Zweier

Zwiebel

die

der Zwiefe - (mehr)


 Die Bildung des Geschlechts (Abweichungen zwischen Süd- und Nordhochdeutsch), übernommen von „Bayerisch“, W.-J. Bekh sowie „999 Worte Bayrisch, Eine Kleine Sprache Lehre für Zugreiste, Fremde, Ausländer und Eingeborene“, J. Lachner

 

 

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Seite zuletzt aktualisiert am 4. Dezember 2015

 

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