Remaraweng Boarisch

Sprachgeschichte

Heißt es „Jänner“ oder „Januar“

auf Bairisch und Südhochdeutsch?

In Altbayern oder in Österreich und Südtirol oder beides?

 

 

»Ein Musterbeispiel für die 'Ausbayerung' und 'Verösterreichung' eines Vokals ist der Jänner.

Bis 1871, wie im gesamten Schrifttum, auf allen Urkunden und alten Grabsteinen nachzulesen, unangefochten urbayerisch, verlor er sich durch massive Beeinflussung aus dem Norden aus der bayerischen („bayerisch“ bezogen auf den Freistaat Bayern, nicht zu verwechseln mit der „bairischen“ Sprache) Umgangssprache.

Ähnlich verhält es sich mit der zwangsweisen Auswechslung des bayerischen Buchstaben „Je“ gegen das brandenburgische „Jot“«

Aus dem Buch „Bayerisch - Ratgeber für Einheimische und Zugereiste
– von Wolfgang Johannes Bekh

 

»Jänner und Januar

Der Name des ersten Monats im Jahr ist entlehnt aus lateinisch Iānuārius, Monat (lat. mēnsis) des altitalischen Gottes Iānus, des Gottes der Türen, des Ein- und Ausgangs, übertragen ‘des Anfangs und Endes’.

 Der Name ist eine Personifizierung von lat. iānus ‘Gang, Durchgang, Torbogen’, vgl. lat. iānua ‘Haustür’.

Seit Julius Caesar beginnt das römische Kalenderjahr nicht mehr mit Frühlingsanfang am 1. März, sondern mit dem Januar (bzw. Jänner); der erste Monat wird daraufhin nach dem Gott Iānus benannt.

 Lateinisch Iānuārius ist im Dt. bis ins 18. Jh. unverändert mit lat. Endung gebräuchlich; erst seit der 2. Hälfte des 18. Jhs. setzt sich endungsloses Januar durch, das gleichzeitig älteres, aus vlat. Iēnuārius entlehntes mhd. jener, jenner, nhd. Jänner (bis 18. Jh.) ablöst und in die süddeutschen Mundarten abdrängt.«

Aus dem „Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS)  
 – Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften

»Die Monatsbezeichnung „Jänner“ ist nicht österreichisch,
sondern südhochdeutsch!
(siehe Bairischen Sprachraum)!

 

In Bayern war der „Jänner / Jäner / Jenner“ und übrigens auch der „Feber“ bis nach dem ersten Weltkrieg offizielle Monatsbezeichnung.
Erst die Nazis haben nicht nur die bayrische Staatsangehörigkeit abgeschafft, sondern auch die preußischen Monatsbezeichnungen eingeführt.«

Aus dem „Oberbairischen Fest-Täg- und Alte-Bräuch-Kalender, 2004
 – Raab Verlag, Benediktenwandstr. 15, D-82393 Iffeldorf

 

»Jänner ist bereits im späten Mittelalter direkt aus vulgärlateinisch Ienuarius (gesprochen: Jänuarius) entlehnt worden und war bis Ende des 18. Jahrhunderts im gesamten deutschen Sprachraum die gängige Form. Nur in der Gelehrtensprache war das klassische lateinische Januarius in Gebrauch.

Dieses Wort wurde zunächst auf Januari verkürzt, dann ging die lateinische Endung verloren, wodurch Jänner entstanden ist.

Erst an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert hat im Norden des deutschen Sprachraums der Ausdruck Januar den Begriff Jänner verdrängt.«

Aus „Das Österreichischen Deutsch"

 

»Am 6. Jänner morgens 5 Uhr verkündeten rings auf den Tölz umkränzenden Hügeln
... Pöller das auf diesen Tag dem Orte zubereitete Fest.

 Um 9 Uhr wurde das Zeichen zur wirklichen Ausrufung durch wiederholtes Abfeuern der Pöller und das Geläute aller Glocken gegeben. - Auf dem Marktplatze hatte sich indeß die bürgerlich schön uniformierte Miliz aufgestellt, und unter beständiger Musik die feyerliche Verkündung erwartet. Im Rathshause war der ganze Rath und die Geistlichkeit versammelt ... Nun wurde die Proklamation während einer feyerlichen Stille von dem königlichen Landgerichtsaktuar eröfnet. Dieselbe ward aber kaum abgelesen, als ein unaufhörliches Vivatrufen ... weithin die Lüfte erfüllte.«

Königsproklamation in Tölz (1806 zur Gründung des neuen Königreichs Bayern)

 

 

Siehe auch „on-line“ Bairische Wörterbücher
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Seite zuletzt aktualisiert am 4. Feber 2015

 

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