Remaraweng Boarisch

Vokabular

„auf dem Eis gleiten“ auf Bairisch

Laut- und geräuschnachahmende Zeitwörter, verwandte Formen und Erweiterungen von „schleifen“ (ahd. sleifen ‘schlüpfrig machen’; mhd. sleifen, sleipfen ‘gleiten machen oder lassen, schleppen, dem Erdboden gleichmachen’), die auf die Wurzel (s)leib- (schleimig, schlüpfrig) oder die Wurzel ris- (fallen) zurückgehen,
vermitteln ein buntes Vorstellungsbild von Rutschen auf dem Eis.

Wenn das Eis „hai“ oder „rutschat“ ist (mehr), macht das ja einen Heidenspaß.

Quelle: Servus in Stadt und Land (Ausgabe Februar 2012 mit Beitrag von Dr. Ingeborg Geyer)

 

Begriff

Aussprache

Verbreitung

hetscheln

Nebenform zu hätschen und umgelautete Form zu hatschen. Die intransitiven Verben sind wohl laut- oder bewegungsnachahmenden Charakters, wobei die Konsonantenverbindung -tsch- beim Intensivum als Laut für das sanfte Gleiten der Hände oder Füße gelten kann.

 hetschen = ‘mit den Füßen gleiten, schleifend gehen, mit den Händen streicheln, ziehen, gehen, bummeln’

hetschln, hescheln

[hetschln], [hescheln]

nördliches Oberpfalz

riseln, rieseln, riesen

mhd. riseln -  mit dem Beweglichkeit, Wiederholung, Kleinheit bezeichnenden >l-suffix< von rîsen gebildet.

Hier: „gleiten auf dem Eis;
auf einem glatten Brett oder an einer abhängigen Lehne herunter rutschen“

risln

[risln]

Laßnitzgebiet (Südweststeiermark), Mittel- und Oststeiermark,

Graz, Rechnitz (Burgenland)

rutschen,
auch in 15. Jh. in umgelauteter Form rütschen

sich gleitend auf einer Fläche fortbewegen, schlüpfen, schlittern, über den gefrorenen Schnee rutschen; auch im Sinne von ‚schaukeln‘, daneben rutscheln.

rutschen

[rutschn]

allgemeine Verbreitung

schleifen

ahd. slīfan

mhd slīfen - schärfen, glätten,
intransitiv (aus)gleiten, hinsinken, fallen

Laut dem Wörterbuch der Gebrüder Grimm

„auf dem Eise gleiten, schlittern, schinschern“

 

„sich gleitend über eine fläche hinbewegen, wobei die Füße wenig oder gar nicht bewegt werden. So besonders von dem gleiten über eine Eisrutschbahn, wofür eine fülle anderer landschaftlicher ausdrücke bekannt ist ‚sliffen, schliffen, sleyfen, schleyfen, schleiffen auf dem eysz, schlyfen; sleiffen, schleifen, vulg. schlittern, auf dem glatten eisz stehend fortfahen

 

Laut Schmeller (2, 509) auch: hinschleiffen, glitschen, einschleiffen

(eis) schlaifen, schleifen

[ais schlaifm]

Niederösterreich, Wien

Miesbach (Oberbayern)

(eis) schlaifen, schleifen

[ais schlaifa]

Andechs, Wolnzach, Rennertshofen, Kinding (Oberbayern)

Oberpfalz

schloafen

[schleifidsn]

Werdenfelserland (Oberbayern)

schloafen

[schloafm]

Werdenfelserland (Oberbayern)

schloafen

[schloafa]

Marktschwaben (Oberbayern)

schloaßen

[schloassn]

Inntal (Niederbayern)

schliefern,  schliefetzen

Vgl. schliefig = schlüpfrig

schlupfen, gleiten

schliefetzen

[schliafedsn]

Linz, Mühlviertel, nördliches Niederösterreich, Nordtirol, Salzburg

[schlifadsn]

Niederbayern

[schliifadsn]

Landkreis Erding (Oberbayern)

 [schliifidsn]

Rupertiwinkel, Berchtesgaden (Oberbayern)

schliewetzen

[schliiwedsn]

Landkreis Landshut (Niederbayern)

schliefetzen

[schliifedsn]

Passauer Land, Inntal (Niederbayern),
Rupertiwinkel (Südosten Bayerns)

einen Schlieferer machen

[schliifera]

Kaltental, Unterammergau (Südwesten Bayerns)

schlipfen

ahd. slipfan

mhd.  slipfen

Ableitung von schleifen

'gleiten, ausgleiten‘

schlipfen, schlipfatzen

[schlipfazen]

[schlipfadsn]

Niederbayern, Oberbayern

schlifirara

[schlifara]

Vorarlberg

schlenzen

Herkunft: vielleicht weitergebildet aus schlenkern oder zu schlendern

schleudern,  schlanzen, in schwingende Bewegung setzen, werfen, schleudern, springend oder schnell laufen;
auch ‚
müßig, nachlässig herumgehen, sich herumtreiben, liederliche Wege gehen‘ (ein ‚Schlenzer‘ ist ein Müßiggeher); schnalzen; durch eine ruckartige schiebende oder schaufelnde Bewegung, ohne weit auszuholen, schießen (Sportsprache)

schlenzen

[schlenzan]

[schlendsn]

Niederbayern,

Berchtesgadenland (Oberbayern)

schlentzen

[schlendsn]

Lechtal (Tirol, Vorarlberg)

schliffern, schliffen

Nebenform zu schlipfen, hinschlupffen;

Iterativbildung zu schleifen

„auf dem Eis gleiten“

schliffern

[schliffan]

Außerfern (Bezirk Reutte, Tirol)

siffln

[siffln]

Oberes Mühlviertel

sifln

[siifln]

Kärnten

schlutzen, schlotzen

ausglitschen; schmieren, streichen

 

schlutn

[schlutan]

Vintschgau (Südtirol)

schlutzen

[schludsn]

Uttendorf (Pinzgau), Tirol

schlatzn, schletzn

[schladsn], [schledsn]

Kärnten

(andere)

 

tschindern

[tschindan]

Iseltal (Osttirol), Defereggen (Osttirol), Großartltal (Pongau)

triwelitzen

[triwelidsn]

Molzbichl (Drautal in Kärnten)

tschundern

[tschundan]

Unterinntal (Tirol, Oberbayern), Pongau, Niederösterreich, Wien

Eis rußln

[ais russln]

Straßburg (Bezirk Sankt Veit an der Glan in Kärnten), Gurktal (Kärnten), Molzbichl (Kärnten)

Eis fahren

[ais fåan]

Frankenfels (Niederösterreich), Pielachtal (Mostviertel)

schuh hoseln

[schuach hosln]

Malta (Bezirk Spittal an der Drau, Kärnten)

he(i)gseln

[hegsaln], [heigsaln]

nördliches Oberpfalz

fotschen

[fodschan]

Beuerberg (Bayerisches Oberland, Oberbayern)

 

 

 

 

Quellen:

1)       Servus in Stadt und Land (Ausgabe Februar 2012 mit Beitrag von Dr. Ingeborg Geyer)

2)       Drent und herent. Dialekte im salzburgisch-bayerischen Grenzgebiet, Hannes Scheutz et al

3)       Deutsches Wörterbuch« von Jacob und Wilhelm Grimm 1873

4)       DWDS, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache

5)       Baßt scho (Band 1+2) von Ludwig Zehetner

6)       Sprachatlas - Bayerische Landesbibliothek-online

 

Seite zuletzt aktualisiert am 18. Jänner 2015

 

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