Remaraweng BoarischAussprache - Abriss der bairischen Grammatik Teil I - Lautlehre |
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§ 1
Es gibt kein Einheitsbairisch. Bairisch existiert nicht in nur einer einzigen und einheitlichen Form. Die Unterschiede zwischen den zahlreichen Dialektregionen sind teilweise recht beachtlich. Dennoch erlaubt es eine Anzahl von Gemeinsamkeiten, die Mundarten des gesamten ostoberdeutschen Sprachraums – Altbayern und nahezu ganz Österreich umfassend – als „Bairisch“ zusammenzufassen. Durch bestimmte Kennlautungen, Kennformen und Kennwörter setzen sich die bairischen Dialekte klar von den angrenzenden ostfränkischen und alemannisch-schwäbischen Mundarten ab.
Die Übersichten in §§ 9 – 15 bietet die bairischen Laute, wie sie im größten Teil von Ober- und Niederbayern vorkommen. Diese Art von Bairisch ist zwar die in Bayern bekannteste Variante, sie darf aber keineswegs als das einzig „richtige“ Bairisch betrachtet werden. In bestimmten Regionen – so etwa am Alpenrand, im Bayerischen Wald sowie in der Oberpfalz und angrenzenden Gebieten – klingt das Bairische ganz anders; auf solche Sonderentwicklungen wird gelegentlich in den Erläuterungen verwiesen.
§ 2
Es gilt zu beachten, dass es vielerlei Abstufungen hinsichtlich des Mischungsgrads von Dialekt und Hochsprache gibt. Zwischen den kleinräumigen Basisdialekten und der (regionalen) Hochsprache existieren viele Nuancen. Die verschiedenen Sprachebenen sollen kurz demonstriert werden.
(1) Dann sagte ich – Hochsprache im nördlichen Deutschland *)
(2) Dann sagte ich – Hochsprache im südlichen Deutschland *)
(3) Dann habe ich gesagt – Hochsprache im südlichen Deutschland *)
(4) Dånn håb ich gesågt – gemäßigte Hochsprache in Altbayern *)
(5) Nå håb i gsågt – städtische Verkehrssprache in Altbayern *)
(6) Nå hòwi gsògt – eher ländlicher Dialekt *)
(7) Oft hone gsoad – kleinregionaler Basis-Dialekt (hier: Unterer Bayerischer Wald) *)
*) Erläuterungen:
Zu (1): helle a-Laute, stimmhaftes d, stimmhaftes s; ö-ähnlicher Schwa-Laut bei sagte, Kehlkopfknacklaut vor ich
Zu (2): dunklere a-Laute, stimmloses d, stimmloses s; Bindung zwischen sagte und ich (ohne Kehlkopfknacklaut)
Zu (3): Perfekt statt einfachem Präteritum
Zu (4): hab für habe (Apokope des -e)
Zu (5): nå für dann; ge- > g- (Synkope des -e); ich > i (Konsonantenschwund);
gsågt mit Kurzvokal (Silbenschnitt)
Zu (6): weitere a-Verdumpfung; b > w (Spirantisierung)
Zu (7): altes Dialektwort aft/oft für dann; hone < mittelhochdeutsch hân ih
(nicht hòwe, was nur die Ausspracheform darstellt von neuhochdeutsch habe ich);
-oa- < mittelhochdeutsch -age- (gesaget)
Anhand eines längeren Satzes seien die einige weitere der vielfältigen Unterschiede zwischen Hochsprache und bairischem Dialekt aufgezeigt:
Sie konnten nicht mehr lenken, weil sie etwas getrunken hatten.
Loatn hams nimma kina, wei de ham èppas drunga ghabt.
Silbengetreue Übertragung:
„Leiten haben sie nimmer können, weil sie haben etwas getrunken gehabt.“
Lautung: sie | s
nicht
mehr | nimmer
etwas
| èppas
können | kinna (< mhd. künnen)
getrunken | drunga (getr- > dr-; -nk > ng; -en > -a).
Wortschatz: lenken
| leiten, loatn
sie | de
Tempus: sie konnten (Präteritum, Imperfekt, 1. Vergangenheit)
| haben können (Perfekt, 2. Vergangenheit)
sie hatten getrunken (Plusquamperfekt, 3. Vergangenheit)
| sie haben getrunken gehabt (Passé surcomposé, 4. Vergangenheit)
Satzbau/Wortstellung: Die wichtige Aussage steht am Anfang (Loatn …), das Übrige folgt; Wortstellung nach weil wie in einem Hauptsatz.
§ 3
Die bairische Phonologie stellt ein eigenständiges System dar, das nicht von der Hochsprache abhängig ist. Mundartliche Lautformen lassen sich normalerweise nicht von der Hochsprache herleiten; man muss sie kennen.
Für Unkundige ist es beispielsweise nicht durchschaubar, warum „zwei, drei“ oder „gehen, drehen, sehen“ im Bairischen jeweils unterschiedliche Vokale aufweisen: zwoa – drei; gêh – dràhn – seng; oder warum sich „biegen“ und „liegen“ im Dialekt nicht reimen (biang – liing), ebensowenig „Krug – Zug“ (Gruag – Zuug), „Ruhe – Truhe“ (Rua – Druuchan) oder „lehnen – (bei) denen“ (loana – dene); dass andererseits aber „Ruß – (sie) muss“, „Glas – Fass“ oder „lügen – ziehen“ reine Reime bilden: Ruas – (sie) muas, Glòòs – Fòòs, liang – ziang. Von der Hochsprache ausgehend, lässt sich auch nicht erschließen, warum es etwa für „sie können, er kommt, wir kommen“ im Bairischen heißt: sie kinnan(d), er kimmt, mia kemman; ebensowenig lässt sich von der Hochsprache her ergründen, warum die Verbform der 2. Person Plural im Bairischen unabdingbar die Endung -ts aufweist (Habts ihr/ees? Gehts (ees/ihr) aa mid? Ees/ihr wissts, kemmts „Habt ihr? Geht ihr auch mit? Ihr wisst, kommt“).
Bairische Besonderheiten lassen sich sehr oft aus dem Mittel- oder Althochdeutschen erklären, da der Dialekt vieles aus dem mittelalterlichen Deutsch bewahrt hat, was in der heutigen Standardsprache verschwunden ist. Für die oben erwähnten Beispiele sind die altdeutschen Formen maßgeblich: mhd. zwei, driu/drî, gên, dræjen, sechen; biegen (ahd. biogan, biugan), ligen; kruoc, zuc; ruowe, truhe(n); leinen, denen; ruoz, muoz; glas, vaz, liegen, ziegen, si künnent, ahd. er quimit, wir quëman < quëmamês. Die Endung -ts geht auf das bairische Personalpronomen ees für „ihr“ zurück.
§ 4
Das Bairische weist im Vergleich mit der Hochsprache eine beachtenswert höhere Anzahl an Selbstlauten (vokalischen Phonemen) auf; insbesondere bei den Zwielauten (= Diphthongen) ist die Differenz groß, wie die Aufstellung in §§ 10 – 12 ausweist.
Die Zahl der Mitlaute (Konsonanten) hingegen ist geringer. Die in der Hochsprache getrennten Reihen b, d, g – p, t, k und w/v – f sind im Prinzip nicht mehr unterscheidbar. Schwächung und gänzlicher Schwund von Konsonanten sind häufig. Dazu ist auch der Verlust der konsonantischen Qualität der Liquiden r und l nach Vokal zu zählen (s. § 11).
Durch den Ausfall von unbetontem e reduziert sich die Länge von Wörtern und Sätzen zum Teil erheblich (Silbenreduktion). Die dadurch zusammenrückenden Konsonanten werden aneinander angeglichen (Assimilation). So erklärt es sich, dass „leben, reden, liegen, Nudeln, Stadel, Rindvieh, Bettelmann, Schlittenfahren“ im Bairischen meistens leem (-m < -bn), reen (-n < -dn), liing (-ng < gn), Nulln, Šdòòl (-l < dl), Rimviich (ndf > mf), Bellmô (-llm < tlm), Schlimfòòn (-mf < -tnf) gesprochen werden. Zu den teilweise überraschenden Konsonantenhäufungen siehe unten in § 15.
Hinsichtlich der Silbenzahl stehen sich Hochsprache und Dialekt nicht selten im Verhältnis von 2 : 1 gegenüber. Beispiele:
Gebeten hat sie ihn und gebettelt, bis er es ihr zurückgegeben hat. (20 Silben)
→ Bitt hodsn und bedld, biis as ia zruckgem hod. (10 Silben)
Was wird es denn gekostet haben? (9 Silben)
→ Wòs weadsn kost hòm? (4 Silben).
§ 5
Im Bairischen sind – außer den Liquiden l, r und den Nasalen m, n, ng – alle Konsonanten grundsätzlich stimmlos. Besondere Beachtung verdient die durchwegs stimmlose Aussprache von s sowie der Verschlusslaute (Plosive) b, d, g im Wort- und Silbenanlaut; auch j und w/v klingen im Bairischen anders als in der deutschen Hochlautung. Auswärtige, die sich bairische Wörter angeeignet haben, neigen dazu, diese Konsonanten stimmhaft auszusprechen.
Um solche störende Fehler zu vermeiden, würde es sich empfehlen, die bairische Aussprache von „binden, Bett, Decke“ dadurch zu sichern, dass man sie in der Schrift als pintn, Pett, Teckn wiedergibt (wie es etwa das große Wörterbuch der Mundarten in Österreich handhabt). Diese Wörter haben nämlich absolut denselben Anlaut wie etwa „Peter, Tisch, Trommel“. Im Anlaut wird b völlig gleich gesprochen wie p, anlautendes d wie t; bei g/k gilt dies nur für die Kombinationen gf, gh, gl, gm, gn, gr, gs, gš, gw = kf, kh, kl, km, kn, kr, gs (= „x“), gš, kw (= „qu“). Dennoch wird Abstand genommen von der Dialekt-Verschriftung wie pintn, Pett, Teckn, und zwar aus dem Grund, weil die Aussprache der Buchstaben „p, t, k“ in der Hochlautung als „ph, th, kh“ definiert ist – als Starklaute mit Behauchung (aspirierte Fortis-Plosive).
Unser Alphabet hat keine Buchstaben zur Verfügung, mit denen die für das Bairische charakteristischen „Halbfortes“ zum Ausdruck gebracht werden könnten, d.h. Verschlusslaute, die weder stimmhaft noch behaucht sind, also artikulatorisch zwischen „b“ und „p“ stehen, zwischen „d“ und „t“, zwischen „g“ und „k“. Hilfreich kann der Hinweis sein, dass „p, t, k“ im Bairischen ungefähr so auszusprechen sind wie im Französischen oder Italienischen (z.B. ton père, paraplui, pizza tonno). Um die geringere Stärke und fehlende Behauchung anzudeuten, hilft man sich mit einem grafischen „Verfremdungseffekt“, indem man die Leser mit einem oder mehreren – vom hochsprachlichen Standpunkt her – frappierenden Buchstaben überrascht, z.B. Dintn, bàtln, Butting, drucka/drockn („Tinte, paddeln, Pudding, trocken“). Von der Setzung von bb, dd, gg für „p, pp, t, tt, k, ck“ (z.B. Lambbm, Hiddn, rugga „Lampe, Hütte, rücken“) wird Abstand genommen, weil solche Schreibungen dazu verleiten könnten, bb, dd, gg stimmhaft auszusprechen, was falsch wäre. Außerdem hätte eine konsequente Setzung von bb, dd, gg für die Halbfortes eine störende Aufschwemmung des Schriftbilds zur Folge (z.B. ddenggdd, „denkt = gedacht“). Daher werden hier die Starklaut-Zeichen p, t, k gesetzt (Lampm, Hittn, rucka) – mit dem eindringlichen Hinweis darauf, dass keine Behauchung erfolgen darf. Die Verschriftung mit bb, dd, gg bleibt dem Fränkischen vorbehalten (vgl. bair. s Autto is uns văreckt – fränk. s Audo is uns gfreggdd).
§ 6
Ein Lautgesetz, das insbesondere im Mittelbairischen gilt, betrifft die Wechselbeziehung zwischen Konsonantenstärke und Vokallänge innerhalb einer Silbe. Der Silbenschnitt hat Vorrang vor den Einzellauten, er bestimmt maßgeblich sowohl Vokallänge als auch Konsonantenstärke. Vor Fortis-Konsonant (gespannte Qualität, Starklaut) kann nur kurzer Vokal stehen, vor Lenis-Konsonant (ungespannte Qualität, Schwachlaut) nur langer Vokal.
Nach diesem „Silbenschnitt-Gesetz“ können Wörter wie „Vater, Mutter, Meter“ in der Mundart realisiert werden
– entweder als Voodă, Muadă, Meedă
► Typ I: ungespannte, weiche, schwach geschnittene Silbe = „Lenis-Silbe“
–
oder als Vattă, Muattă,
Mèttă
► Typ II: gespannte, straffe, scharf geschnittene Silbe = „Fortis-Silbe“.
Die Kombination „Langvokal + Starklaut“, wie sie etwa in hochsprachlich „Blut, blutig, (ein) Toter, raten, bluten, Hupe, Rute, Beet, Haken, Häkchen“ vorliegt, widerstrebt dem bairischen Silbenschnittgesetz und kommt daher in stimmigem Dialekt nicht vor. Man vergleiche: Bluad, bluadig, ă Dodă/Doudă, ròòn (< radn) einerseits (Typ I) – und bluatn/bliatn, Huppm, Ruattn, Bettl, Hackn, Hàckerl andererseits (Typ II). Ebenso ist es bei „Kurzvokal + weicher Konsonant“; das aus dem Englischen entlehnte Wort „Pudding“ wird dialektnah entweder Buding oder Butting ausgesprochen; ähnlich bei „Tüte“, wofür man Düdn/Didn oder Dittn hört (als Ersatz für die Dialektwörter Rogl, Štranizn/Štarizn). Konsonantengruppen wie cht, ft, ks, kt, bst, ndn, ldl, tsch und andere führen meist zum Silbentyp II, so etwa in Nòcht, Luft, lanksam, gsakt, er likt, Opst, bintn, gštantn, Runtn, Buitl/Bèitl, Hàntscha für „Nacht, Luft, langsam, gesagt, er liegt, Obst, binden, gestanden, Runde, Bild(lein), Handschuh“.
Typ I (Lenissilbe) |
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Typ II
(Fortissilbe) |
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Dreeg Šbeeg Biig i huif/hèif Huif/Hèif Sòiz Schwiiz Griif Fòòs òis miid hîî es iis i iis i giib Voodă Schriid Schwans Dans Fiisch hoas roasn Wiisn Bliiz Hund Hand rund Kind,
Kindă Schand Schuidn wuid, wèid Weedă Schliin |
Dreck Speck (klebrige Masse) ich helfe Hilfe Salz (Schweiß) Griff Fass als mit hin es ist ich esse ich gebe Vater (alt) Schritt Schwanz Tanz Fisch heiß reisen Wiese Blitz Hund Hand rund Kind, Kinder Schande Schulden wild Wetter Schlitten |
← Dehnung in
einsilbigen Wörtern bzw. keine
Dehnung in anderen Wort- formen → ← Konsonanten- schwächung bzw. Erhaltung der Fortisqualität oder Fortisierung → ← Lenis- bzw. Fortis- Konsonant (ggf. Häufung) → |
dreckĕ šbickă bickăd hèiffa ghoiffa sòizzn Hitz Griff, greiffă Fàssl òiss Bitt hint, hintn (ăso) iss essn, gessn du gipst Vattă Schritt Schwànzz danzzn Fišš ă hoassă hoassn wissn blitzn Hunt Hent Runtn Kunt, Kuntn schintn mèitn Buitl, Bèitl Dàttum Litta |
dreckig spicken (klebrig) helfen geholfen salzen Hitze Griffe, greifen Fässlein alles Bitte hinten so ist es essen, gegessen du gibst Vater Schritte (Plural) Schwänze (Pl.) tanzen Fische (Plural) ein heißer heißen wissen blitzen Hunde (Plural) Hände, Hand Runde (Kerl, Kerle) (quälen) melden Bild (Dim.) Datum Liter |
Bedingt durch die grundsätzliche Dehnung von einsilbigen Wörtern ergibt sich unterschiedlicher Silbenschnitt in ursprünglich ein- bzw. mehrsilbigen Formen desselben Wortstammes (vgl. „Tanz“ → Dans, aber: „Tänze, tanzen“ → Dànzz, danzzn; „Schritt“ → Schriid, aber: „Schritte“ → Schritt; „heiß“ → hoas, aber: „(eine) heiße, (ein) heißer“ → ă hoassĕ, ă hoassă. Auf diese Weise verfügt das Bairische auch über eine ganz eigene Möglichkeit zur Differenzierung von Einzahl- und Mehrzahlformen, die der Hochsprache fremd ist. Beispiele:
auf Schriid und Driid – a bòr Schritt, Dritt (Schritt, Tritt – Schritte)
a Štriig – zwoa Štrick (Strick – Stricke)
mei Roog – deine Reck (Rock – Röcke)
a wèha Fuas / wäiha Fous – gwaschne Fiass / Fäiss (Fuß – Füße)
Koobf – Kepf (Kopf – Köpfe)
a Diisch – zwoa Disch (= Dišš) (Tisch – Tische)
oa Fiisch – a Hauffa Fisch (= Fišš) (Fisch – Fische)
§ 7
Zur Verschriftung der bairischen Laute siehe auch § 5 und § 8.
Falls erforderlich (d.h. bei Abweichungen von der Hochsprache) wird Länge des Vokals mit Hilfe von Doppelsetzung dargestellt (z.B. Koobf, Diisch, Einzahlformen; Silbentyp I, wie oben in § 6 erläutert), Vokalkürze durch Verwendung der Fortis-Konsonanten, gegebenenfalls mit Doppelsetzung (Dàttum, Mehrzahlformen wie Kepf, Dišš; Silbentyp II nach § 6). In Kauf genommen wird dabei, dass ein einziger Unterschied – nämlich der zwischen den Silbentypen I und II – teilweise zweifach zum Ausdruck gebracht wird. Diese Überdeutlichkeit erscheint notwendig, da Schriftbilder wie Riß, Roß von allen, die an die traditionelle Rechtschreibung gewöhnt sind, als Riss, Ross (mit kurzem Vokal) interpretiert werden. Hier steht Riiß, Rooß, Griif für die Einzahl, für die Mehrzahl dieser Wörter sowie in abgeleiteten Formen aber Riss, Ressl, Griff („Risse, Rösslein, Griffe“).
Es werden nur wenige Zusatzzeichen verwendet, die über das normale lateinische Alphabet hinausgehen (diakritische Zeichen, teilweise Anleihen aus dem Dänischen, Französischen, Tschechischen, Rumänischen).
å = dunkler a-Laut, der sich mehr oder weniger dem o nähert, z.B. Stråss „Straße“
Ein Gravis-Akzent zeigt offene Vokalqualität an:
à = offener a-Laut (s. dazu § 9 Nr. 1)
è = offener e-Laut, wie hochsprachlich ä, e in „älter, Eltern, Bett“
ò = offener o-Laut wie in hochsprachlich „offen“
Nasalierung (Näselung) von Vokalen wird durch Zirkumflex über dem Grundzeichen angezeigt, aus technischen Gründen nicht, wie üblich, mit übergesetzter Tilde (õ usw.).
â, ê, î, ô, û = nasaliertes à (hell), e, i, o, u
ã = nasaliertes å
(verdumpft)
Ein übergesetztes Häubchen zeigt an, dass der Vokal in unbetonter Stellung nicht volltönend ist; es handelt sich um sog. Schwa-Laute, auf denen niemals der Wortakzent liegen kann.
ă = heller à-Laut in
unbetonten Silben, z.B. bairisch ăloa,
måchă „allein, machen“
ĕ = Laut zwischen i und e in unbetonten Silben, z.B. bairisch wenĕ „wenig“ (nicht zu verwechseln mit der hochsprachlichen
Aussprache des unbetonten -e als
einem Laut, der dem ö ähnelt; siehe
dazu auch § 15.5).
Gelegentlich
wird das Zeichen š für „sch“ verwendet,
wenn in der schriftsprachlichen Orthografie kein „sch“ steht; demnach also:
schreim, wischn für „schreiben,
wischen“ – aber Štiă, Duašt,
raišpăn für „Stier, Durst, räuspern“. Zur Verdeutlichung des
Silbenschnitts kann auch šš vorkommen (z.B. fiššn
„fischen“; vgl. oben § 6).
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