Es gibt ernüchternde Momente. Wie kürzlich in einer Bäckerei. Zehn Semmeln hat man da verlangt, gerne gemischt. Die Verkäuferin beginnt stoisch, kleine runde Dinger in eine Papiertüte zu packen. Ähh, gemischt bitte. Aber wieso, das hier seien doch die Semmeln. Ach so, und wie heißen all die anderen? Die mit Körnern, Mohn und die, die aussehen wie eine Kaisersemmel?

Weggla? Kipfla? Labla? Immerhin hat sich die Episode in Franken zugetragen. Nein. Brötchen, heißen die.

Es ist an der Zeit, wieder einmal den Untergang der Mundart zu beklagen. Dringend, am Montag ist der Tag der Muttersprache. Den hat die Unesco ausgerufen. Ja, auch das Bairische ist bedroht. Nicht so stark wie Uruak, das nur noch an ein paar Flussquellen in Venezuela gesprochen wird. Wenn überhaupt. Trotzdem. Und mit dem Fränkischen sieht es nicht viel besser aus. Das Ostfränkische gehört ebenfalls zu den 13 bedrohten deutschen Regionalsprachen.

Da ist es lobenswert, wenn sich das Kultusministerium mit dem Förderverein Bairische Sprache darum bemüht, Kindern ihre Mundart näherzubringen. Im Wettbewerb 'higschaut - zug"horcht - mitgschwätzt' sind Schüler zu kreativen Beiträgen rund um den Dialekt aufgerufen. Wenn sie das im Schulalter noch hinkriegen. Denn gerade erst sollen Eltern die Kindergärtnerinnen im niederbayerischen Kirchroth angehalten haben, mit ihrem Nachwuchs Hochdeutsch und Englisch zu reden. Bloß kein Bairisch. Und Golf spielen sollen die Kinder. Damit was wird aus ihnen.

Bleibt die Hoffnung, die Mediengeneration könnte aus dem Fernsehen ein bisschen Heimatverbundenheit lernen. Schließlich hat der Bayerische Rundfunk ebenfalls ein Mundart-Projekt gestartet. Earsinn heißt das auf gut bairisch und dabei sollen Schüler im Dialekt eine Geschichte aufnehmen. Nur hoffentlich versteht die dann auch einer beim BR. Denn das ist noch so eine ernüchternde Geschichte. Kürzlich gab es in der wunderbaren Reihe Lebenslinien die Geschichte vom Wilderer Jensei zu sehen. Ein Kerl wie gemalt, weißes Haar, weißer Bart, mit einer wahrlich bewegten Lebensgeschichte. Die er dem Fernsehteam im breitesten Dialekt auch erzählte. Und der BR? Untertitelt den Jensei! Einen Bayern im Bayerischen Fernsehen. Es is a Gfrett. Katja Auer