»Lebenslänglich, aber vermutlich vergeblich«, habe er sich um den Erhalt der rheinischen Mundart bemüht, meint resignierend Manfred Lang, Kolumnist und Autor von »Platt öss prima«.
23.02.2011
Eifel.
Unter den weltweit 2500 Sprachen, die vom Aussterben bedroht sind, befinden sich auch beide Eifeler Mundarten, das Moselfränkische und das Ripuarische (Rheinische). Das konstatiert die Weltbildungsorganisation Unesco in ihrem jüngsten, dem insgesamt nach 1996 und 2001 dritten »Weltatlas zu bedrohten Sprachen«, der jetzt in Paris vorgestellt wurde.
Demnach sind in Deutschland 13 Regionalsprachen vom Aussterben bedroht, neben
dem Moselfränkischen in der Südeifel und dem Ripuarischen in der Nordeifel sind
unter anderem Niedersächsisch, Sorbisch, Südjütländisch, Jiddisch und
Nordfriesisch vom Aus bedroht. »Unser Dialekt droht auszusterben« titelte am
Samstag auch der »Trierische Volksfreund«. Das Nachrichtenmagazin »Der Spiegel«
schreibt anlässlich des weltweiten »Gedenktages für gefährdete Sprachen« (war am
Montag): »‘Et hät noch immer jot jejange’, behaupten die Kölner, doch sie
könnten sich irren: Kölsch und Bairisch sind als historische Kernsprachen vom
Aussterben bedroht. Zu diesem erschreckenden Befund kommt nun die Unesco.« Der
Bericht basiert auf umfangreichen und überprüften linguistischen Analysen. In
der bislang letzten Ausgabe des »Weltatlas zu bedrohten Sprachen« von 2001 waren
lediglich sieben Sprachen in Deutschland bedroht. Mit die wenigsten
»Native-Speaker« haben heute bereits das Ostfriesische (unter 1000), das
Nordfriesische (10.000) und das im Spreewald und in der Lausitz gesprochene
Sorbisch (knapp 20.000) aufzuweisen. »Der Spiegel«: »Sowohl Friesisch als auch
Sorbisch stehen auf der Uno-Charta für bedrohte Sprachen und werden öffentlich
gefördert.« Das Magazin zitiert Christine Merkel, Kulturchefin bei
Unesco-Deutschland, die für den rheinischen Dialekt noch Hoffnung hat.
Insbesondere im Großraum Köln werde die Mundart wieder gehegt und gefördert,
nicht nur, aber auch durch Karneval, Mundartmessen und die »Akademie für uns
kölsche Sproch«. Sie schätzt die Sprecher des wissenschaftlich
»limburgisch-ripuarische« bezeichneten Dialekts auf unter eine Million. Der
»Trierische Volksfreund« schreibt, bis zum Ende des Jahrhunderts sei nach
heutigen Schätzungen die Hälfte der aktuell weltweit gesprochenen 6700 Sprachen
Vergangenheit. Aktuell sind 2500 Sprachen und Dialekte vom Aussterben bedroht.
Das Blatt zitiert den Sprachwissenschaftler Fausto Ravida von der Uni Trier: »Es
gibt auf jeden Fall einen Dialekt-Abbau, und zwar mit starkem
Nord-Süd-Gefälle.«
Während Mundarten in Norddeutschland geradezu verpönt
seien, würden sie im Süden gepflegt. Baden-Württemberg werbe mit dem Slogan »Wir
können alles außer Hochdeutsch«, Bayern lade Schauspieler zu
Bayerisch-Kursen ein. »Das mittlere Deutschland und damit die Region Trier liegt
irgendwo zwischen den beiden Polen«, sagte Ravida dem »Trierischen
Volksfreund«.
Gleichwohl führt die Unesco in ihrem »Weltatlas zu bedrohten
Sprachen« zum »Gedenktag für gefährdete Sprachen« neben Moselfränkisch (Moselle
Franconian) und Rheinisch (Limburgian-Ripuarian ist der englische Fachname des
Nordeifeler Dialektes) auch die Süddialekte Bairisch und Alemannisch als
vom Aussterben bedrohte Sprachen auf. Gegen das Aussterben der Mundarten hilft
nur das Sprechen von Mundart. Wo das sogar staatlich gefördert wird, stellt sich
oft Besserung ein, schreibt Anna Steinkamp auf der Homepage der Deutschen
Unesco-Kommission: »Einige Sprachen, wie zum Beispiel die kornische Sprache
(Cornwall), die in den Atlasausgaben aus den Jahren 1996 und 2001 als
ausgestorben galten, konnten durch sprachpolitische Initiativen wiederbelebt
werden.«
Eine gezielte Politik habe ebenfalls die Sprecherzahlen von
indigenen Sprachen, unter anderem des Quechua (Peru), Maori (Neuseeland) und
Guarani (Paraguay) und weiterer Sprachen aus Mexiko, Kanada und den USA erhöht,
so Anna Steinkamp.
Der »Trierische Volksfreund schreibt«, Mobilität und
Austausch zwischen den Menschen bedingten, dass sich Dialekte einander
angleichen werden. Nicht nur Fausto Ravida von der Uni Trier spreche von der
Ausbildung großräumigerer Regionalsprachen, »deren Charakteristika jeweils für
einen ganzen Landstrich gelten«. Gemeint sind die sogenannten »Regiolekte«,
deren Entstehung laut Dr. Josef Mangold, Direktor des Freilichtmuseums Kommern,
auch die Sprachwissenschaftler des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) längst
auf der Spur sind.