11.01.2011 | 15:50 Uhr
Simbach
Kreszenz Schützeneder verrät bayerische Begriffe,
die nur noch wenige verwenden
Noch im alten Jahr hat
die PNP-Lokalredaktion Simbach einen Anruf von Kreszenz Schützeneder
aus Winklham bei Simbach bekommen. Sie habe die bairischen
Kraftausdrücke, die die PNP-Leser einschicken konnten, verfolgt und
alle verstanden. Da kam ihr eine Idee: „Ich könnte doch selbst
bairische Begriffe, die heutzutage nicht mehr oft im Sprachgebrauch
Verwendung finden, niederschreiben.“
Gesagt, getan: Kreszenz
Schützeneder setzte sich zwischen den Jahren immer wieder an den
großen Holztisch in der Stube und schrieb alles auf, was ihr gerade
in den Sinn kam. Das fiel ihr nicht schwer, erzählt sie und erklärt
weiter: „Immer wieder ist mir was eingefallen, ich bin ja mit dem
Dialekt aufgewachsen.“ Die 89-Jährige ist ein wahres Winklhamer
Urgestein und beherrscht einen baierischen Wortschatz, wie ihn
vermutlich nur noch Gleichaltrige kennen.
Dadurch, dass die
„Sprache nach der Schrift“, wie sie es nennt, über die Jahre hinweg
immer wichtiger wurde, geht das Bairisch, wie sie es redet, nach und
nach verloren. „Meine fünf Kinder verstehen mich alle, die sieben
Enkel noch größtenteils, aber bei den zwei Urenkeln beißt es
teilweise schon aus. Da müssen die Eltern den ein oder anderen
Begriff erklären“, beschreibt die Seniorin. Das Bairisch von heute
scheint nicht mehr das von damals zu sein.
- kh
Ein paar Auszüge der bayerischen
Ausdrücke:
Zeigl: Man kann viel Zeigl tragen
(Kleidung), man kann ein Zeigl aber auch haben (kleiner
Bauernhof). Bamhakl: Hat man am Körper, wenn man nicht gut
gewaschen ist (Dreck), kann aber auch ein Vogel sein
(Specht). Dreibroad: die Brotzeit nachmittags um
drei Gluvan: die Sicherheitsnadel Hannickl:
langer Stamm aus wilder Haselnussstaude, oft als Stempen
genutzt Kirmholz: gebogenes Holz zum Bucklkorb
tragen Gsoafarad: belangloses Gerede Gred: der
gepflasterte Weg vor dem Haus Schroat: der
Balkon Deyn: die Diele oder ein Gang im Haus
oben Flez: der Hausgang Zuchtl: ein
leichtsinniges Mädchen Bemdiachl: ein helles
Kopftuch Sterz: das Kartoffelpüree Hoaberl: eine
siebengescheite Frau Schlankl: ein
Schlitzohr Stankaleng: ein langer Blütenstengl oder ein
Spargeltarzan Schlettn/Lettn: der
Schlamm Siffling: ein Säufer Striksen: die
Schläge Doggan: die Puppe Impn: die
Bienen Bamaranschn: die Orange Bemsl: der Pinsel
oder auch ein stolzer Mensch doack: weich (vor allem
Obst) abgfotzt: gehauen oder stumpfes
Werkzeug schbüer: trocken (vor allem bei
Lebensmitteln) duschad: ungeschickt gmachaln:
Holz schreinern, Handwerken I scheich‘s: Ich fürchte mich
vor etwas. I bi hab auf dir: Ich bin über dich
verärgert. nägln: kribbeln; Finger können „nägln“, wenn
man kalte Hände hat und dann ins Warme kommt. gnaugitzen:
einnicken rantn: sich kümmern gmoageln: sich
beim Turnen verbiegen himmözen: blitzen (beim Unwetter),
oder bei Kreislaufproblemen flimmern vor den
Augen serfätzen: die Füße beim Gehen nicht
heben schlifitzen: rutschen (vor allem auf dem Eis).
Mehr dazu lesen Sie in Ihrer Ausgabe der Passauer Neuen Presse vom
12. Januar (Lokalteil Simbach). |