Landkreis - So vielfältig die bayerische Sprache
ist, so vielfältig sind auch die Meinungen zum Gebrauch an Schulen und
Kindergärten dazu: Während die einen Dialekt sprechen wie „sprachlich
barfuß gehen“ empfinden, wird er von anderen als Hemmschuh bezeichnet.
Kultusministerin Monika Hohlmeier jedenfalls hält die Lehrer dazu an,
„Pflege und Erhalt“ des Bayerischen zu berücksichtigen.
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„Du böser Junge, Du.“ Wenn diese Worte Hans Dondl
über die Lippen kommen, dann ist das für ihn „wie auf Stelzen zu gehen“.
„Geh amoi her da“, schallt es bei ihm über den Pausenhof der Grundschule
in Schäftlarn, wenn es was zu regeln gibt. „Bei uns sprechen relativ viele
Kinder Dialekt“, sagt Dondl. Dass Kinder, „die boarisch redn“, schlechter
in Deutsch seien, kann Dondl nicht bestätigen. Er unterrichtet halt in
„süddeutsch eingefärbtem Hochdeutsch“, achtet beispielsweise darauf, die
Endungen „g’scheit“ auszusprechen, und vermeidet Ausdrücke wie „nee“. Lob
und Tadel verteilt Dondl auf Bayerisch, denn im Dialekt erreiche er „auf
der emotionalen Ebene viel
mehr“.
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Auch kringelt er im Schriftlichen Ausdrücke wie
„Wasser pritscheln“ nicht an und lässt auch den Dativ durchgehen, wenn ein
Schüler schreibt „der Hut von meinem Vater“. „Ein Oskar Maria Graf oder
ein Ludwig Thoma hat ja auch so geschrieben“, sagt Dondl.
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Von so viel Bodenständigkeit kann Rektorin Gertrud
Weidmann nur träumen. An der Grundschule in Unterhaching spricht kaum noch
ein Kind Dialekt. Es gebe zu viele Zugezogene und auch die Nähe zur Stadt
München mache sich bemerkbar. Auch im Kollegium sind nur noch „ein oder
zwei Kollegen, die hier aufgewachsen sind“. In ihrer 40-jährigen
Dienstzeit hat Gertrud Weidmann sehr wohl miterlebt, dass diejenigen, die
Dialekt sprechen, schlechter gestellt werden, und dass die Mundart immer
mehr ausstirbt, bedauert sie sehr. „Aber wo soll man das noch im
Unterricht unterbringen“, fragt sie. Die einzige Nische wäre da die
Musikstunde.
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So ist es im Kindergarten an der Reisingerstraße in
Ismaning: Da gibt es zur Weihnachtszeit das obligatorische Lied im
Dialekt, „ansonsten aber wird fast nur hochdeutsch gesprochen“, sagt
Leiterin Elke Kennel. Zwar könnten einige Kinder noch Dialekt, aber den
legen sie ab, wenn sie in den Kindergarten kommen. Kinder aus ganz
Deutschland habe man hier zu betreuen, „da kann man das doch nicht
durchziehen“. „Können tun wir schon, aber wollen nicht“, sagt Franz Vogl,
stellvertretender Direktor am Carl-Orff-Gymnasium Unterschleißheim. In
einer Stadt mit mehr als 100 Nationalitäten sei der Dialekt nicht mehr
sehr weit verbreitet, und Vogl glaubt auch, dass die Mundart den
Jugendlichen Nachteile bringt: „Wenn einer nur Dialekt spricht, dann muss
er erst Deutsch als erste Fremdsprache lernen.“ Er sieht es keineswegs als
Aufgabe des Gymnasiums an, den Dialekt zu pflegen: „Demnächst sollen wir
wohl noch König-Ludwig-Bilder aufhängen und das Fach Dialekt in der 38.
Schulstunde des G 8 unterrichten.“
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