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Mo 08.09.2003
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Warum spricht die S-Bahn hochdeutsch?
Die Berlinerin Helga Bayertz sagt Haltestellen an - nicht nur im Raum München
München - Diese Stimme kennt man. "Nächster Halt Marienplatz", erklärt sie sanft und bittet multikulturell darum, rechts auszusteigen: "Please exit the train on the right-hand side." Unverdrossen begleitet sie S-BahnFahrer von Nannhofen bis Ebersberg und von Geltendorf bis Erding. Immer freundlich, immer gelassen und stets in perfektem Hochdeutsch. Was die wenigsten wissen: Die Stimme gehört einer Berliner Rundfunksprecherin. Helga Bayertz heißt die blonde Dame Mitte Fünfzig, die vor gut zweieinhalb Jahren gebeten wurde, die Münchner S-Bahn-Stationen auf Band zu sprechen.

"Über diesen Auftrag habe ich mich sehr gefreut, weil ich in München Freunde habe und die Stadt gut kenne", erzählt Helga Bayertz. Nachdem sie zwanzig Jahre lang für den Sender Freies Berlin (SFB) Fernseh-Shows und Radio-Sendungen moderiert hat, arbeitet sie heute als freiberufliche Sprecherin. Dass man sie für die Münchner S-Bahn engagierte, hat sie schon ein bisschen überrascht: "Ich hatte den Bayern mehr Lokalpatriotismus zugetraut", lacht die Berlinerin.

"Ich hatte den Bayern mehr Lokalpatriotismus zugetraut"

Entscheidend war nach Aussage eines S-Bahn-Sprechers, dass Helga Bayertz vollkommen dialektfrei spricht und immer freundlich klingt. Eigenschaften, die fast im ganzen Land geschätzt werden - Dresdner, Frankfurter und Hannoveraner hören ihre Stimme ebenfalls. Außerdem sagt sie in ihrer Heimatstadt Berlin 3600 Haltestellen an. Sie braucht etwa zwei bis drei Stunden, um in einem modernen Berliner Tonstudio 300 Stationen auf Band zu sprechen. Von dort aus wird ihre Stimme bis in die Provinz geschickt: "Ich sage zum Beispiel die Stationen der Usedomer Bäderbahn an", erzählt sie. Außerdem weist sie Fahrgästen der DB-Regio-Züge im Chiemgau und im Allgäu den Weg.

Es sei nicht immer einfach, der Reputation als besonders freundliche Stimme gerecht zu werden: "Versuchen Sie mal ,Ulm’ freundlich auszusprechen", seufzt Helga Bayertz. Ins Schwärmen gerät sie dagegen bei "Weinmeister-Horn-Weg" oder "Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Allee". Das klinge doch schon von selbst wie Poesie.

Besonders gern berichtet sie von ihrer stationsansagerischen Reise in den Ruhrpott. Anders als die meisten lokalen Auftraggeber wollten die dortigen S-Bahn-Manager, dass sich die Berlinerin sprachlich anpasst. So heißt denn Duisburg bei ihr nicht Duisburg, sondern "Dühsburch" - das muss erst einmal gelernt sein von einer Profi-Sprecherin, die normalerweise einen Aussprache-Duden zu ihren Arbeitsmitteln zählt. "Aber bei denen muss es ein bisschen falsch klingen, dann ist es richtig", sagt sie. Ihr Traum wäre, einmal ein Hörbuch aufzunehmen. Wenn es klappt, können S-Bahn-Fahrer ihre freundliche Stimme per Walkman auch zwischen den Stationen hören. Und vielleicht - je nach Werk und Autor - kommt ja dann auch der bayerische Lokalpatriotismus zu seinem Recht. Das bekäme Helga Bayertz sicher hin.

 

 

 

 


VON CHRISTIANE PÜTTER



Datum: 27.08.2003 00:10 | aktualisiert: 27.08.2003 00:10
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