Remaraweng Boarisch

HFG

Häufig gestellte Fragen zum Thema Bairisch

 

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1.     Bairisch oder Bayerisch oder Bayrisch

2.     Was ist der Unterschied zwischen Dialekt und Mundart?

3.     Wo kommen die Bayern her (Baiern bzw. Bajuwaren)?

4.     Seit wann gibt's die bairische Sprache?

5.     Was haben die Adligen und Könige gesprochen?

6.     Warum stirbt Bairisch aus?

7.     Wo spricht man (noch) bairisch?

 

 

1. Bayerisch, Bayrisch oder Bairisch???

Wenn man von der Sprache spricht, ist der Begriff "Bairisch" (mundartlich Boarisch) korrekt. In der Sprachwissenschaft wird die Schreibweise Bairisch verwendet und bairisches Sprachgebiet. Im Unterschied dazu bezeichnet das Wort Bayerisch keine Sprachdialekte, sondern bezieht sich ausschließlich auf ein politisches Territorium, den Freistaat Bayern

Das Bairische gehört zu den indoeuropäischen Sprachen. Es ist vom sogenannten „Standard-Deutsch“ ungefähr so weit entfernt wie das Friesische, Schwyzerdütsch oder Plattdeutsch. Sein Verbreitungsgebiet deckt sich im wesentlichen mit dem Staatsgebiet des Herzogtums Baiern im 9. Jahrhundert.

Im Freistaat Bayern werden drei verschiedene Dialekte gesprochen: Bairisch, Fränkisch und Schwäbisch. Die Mundart Bairisch wird nur in Altbayern, also in Ober- und Niederbayern und in der Oberpfalz gesprochen – nicht dagegen in Schwaben und in Franken – sowie im größten Teil Österreichs (mit der Ausnahme Vorarlbergs und Außerfern, wo Alemannisch gesprochen wird).

Über die Hälfte der Sprecher des Bairischen leben außerhalb der Grenzen des Freistaates Bayern – in Österreich, Südtirol sowie diverse Sprachinseln in Norditalien (in den Provinzen Belluno, Trient (z.B: Zimbrisch), Verona und Vicenza, Udine, wo archaische bairische Dialekte noch heute in Gebrauch sind), Tschechien, Slowenien, Rumänien, in der Ukraine, Peru und Brasilien.

Die bairische Sprache ist deshalb keineswegs auf Teile des politischen Territoriums Bayerns (Altbayern) beschränkt. Was in Österreich (mit Ausnahme Vorarlbergs), Südtirol etc. an Dialekten gesprochen wird, ist ebenso Bairisch, aber natürlich nicht Bayerisch.

 

2. Was ist der Unterschied zwischen Dialekt und Mundart?

Dialekte (griechisch διαλέγομαι "dialegomai" und bedeutet „miteinander reden“) gehören zu den nicht standardisierten Sprachvarietäten, wie die Umgangssprachen und die Regionalsprachen.

Der Begriff Dialekt wurde von Philipp von Zesen (auch Filip Cösius oder Caesius genannt, Pseudonym: Ritterhold von Blauen (1619 -1689 ) durch den Ausdruck Mundart eingedeutscht. Im Wesentlichen sind „Dialekt“ und „Mundart“ Synonyme.

Derjenige Teil der Sprachwissenschaft, der sich mit der traditionellen Beschreibung der Dialekte befasst, heißt Dialektologie. In der neueren Linguistik befasst sich auch die Soziolinguistik mit Dialekten. Dialekt bzw. Mundart wird auch in der Literatur verwendet.

Was das Bairische betrifft, spricht man in der Dialektologie von der übergeordneten bairischen Sprache und deren diversen, zum Teil recht unterschiedlichen Mundarten.

Heute zählt man innerhalb Deutschlands 16 größere Dialektverbände, dazu gehören unter anderem Bairisch, Alemannisch, Obersächsisch, Ostfränkisch, Rheinfränkisch, Westfälisch, Ostwestfälisch, Brandenburgisch und Nordniederdeutsch.
 

3. Wo kommen der Name Baiern her?

Der Name Baiern (später unter dem philhellenischen bayerischen König Ludwig I 1825 auf Bayern abgeändert) leitet sich vom Stamm der Bajuwaren (auch Baiuwaren) ab. Der volle Name der Baiern lautete ursprünglich germanisch baio-warioz. Überliefert ist dieser als Baiwaren, Bajuwen, Baioaren, Bajoras, lateinisch Bavarii, Baioarii. Es wird vermutet, dass es sich dabei um ein Endonym (= Selbstbezeichnung) handelt. Hinter dem Erstglied baio steckt der Name des keltischen Stammes der Boier, der auch im Landschaftsnamen Böhmen (germanisch latinisiert boio-hemum = Heim der Boier) erhalten ist.

Über die genaue Ursprung der Bajuwaren, die sich im 5. und 6 Jahrhundert zwischen Donau und Alpen aus verschiedenen Stammesgruppen bildete, wird seit Zeiten her gerätselt. Der Stamm der Bajuwaren tritt gegen Ende der Völkerwanderungszeit ins Licht der Geschichte. Die älteste Nachricht über die Bajuwaren ist in einem Geschichtswerk über die Goten erhalten, das der Historiker Jordanes im Jahr 551 vollendet hat. Bereits kurz darauf taucht ihr Name in den Texten des Dichters Venantius Fortunatus erneut auf. Beide Autoren berichten übereinstimmend, dass östlich des Siedlungsraums der Sueben bzw. östlich des Lechs das Land Baiuaria liegt, dessen Einwohner Baibari bzw. Baiovarii heißen

Manche Historiker stufen die Gruppe als einen germanischen Stamm aus Böhmen ein, während andere die als ein buntes Mischvolk aus diversern Völkern, die gegen Ende der Völkerwanderung entstanden ist, sehen. Dr. Herwig Wolfram, Professor für mittelalterliche Geschichte an der Universität Wien, beschreibt die Bajuwaren sehr treffend als „ 'Findelkinder' der Völkerwanderung“. Sie erschienen plötzlich um die Mitte des 6. Jahrhunderts unter den damals bereits bekannten germanischen Völkern, wie Alemannen, Thüringern, Langobarden (auch Winniler), Goten, Burgundern und Franken

Nach der Auflösung der römischen Herrschaft Ende des 5. Jahrhunderts breiteten sich die vorwiegend in Weilern oder kleinen Dörfern lebenden Baiern nach Süden bis in die Alpentäler und entlang der Donau aus, vermischten sich mit Romanen und Resten der Langobarden und besiedelten das heutige Altbayern, Oberösterreich, Salzburg und Tirol bis Säben und in das Pustertal. Um 550 wird der Stamm erstmals als Einheit genannt, stand aber schon unter fränkischer Oberhoheit. Er gliederte sich in Gaue, 6 Familien bildeten die adelige Oberschicht, die in der "lex Baiuvariorum" genannt ist. Zum führenden Geschlecht wurden Mitte des 6. Jahrhunderts die burgundischen Agilolfinger (bis 788). Um 600 setzte die christliche Mission ein, um 700 unter fränkischer Oberhoheit, getragen von Emmeram, Rupert und Corbinian.

Von den Baiern wurde vor und in der Karolingerzeit die Kolonisation Ostösterreichs und Karantaniens getragen. Nach 955 wurde eine Mark im Verband des Herzogtums Bayern erschlossen und besiedelt. Seit dem 10. Jahrhundert wuchsen aus Bayern die österreichischen Länder, zuerst 976 das Herzogtum Kärnten, 1156 Österreich und 1180 die Steiermark, dann auch das Erzbistum Salzburg und die Grafschaft Tirol als eigene Länder heraus.
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4. Seit wann gibt's die bairische Sprache?

Die bairische Sprache und deren Mundarten können auf eine lange Sprachgeschichte zurückblicken. Ihre Wurzeln reichen bis vor die althochdeutsche (ahd. ca. 750-1050) und mittelhochdeutsche (mhd. 1050-1350) Zeit zurück.

Als Altbairisch bezeichnet man die Sprache der frühesten Texte aus althochdeutscher Zeit, die im damaligen Herzogtum Bayern sowie von aus diesem Gebiet stammenden Schreibern niedergeschrieben wurden. Aus der Zeit der bajuwarischen Ethnogenese (Entstehung eines Volkes) im 6. Jahrhundert sind keine schriftlichen Quellen der Sprache überliefert. Die ersten überlieferten altbairischen Texte stammen aus dem ausgehenden 8. Jahrhundert.

Folgerichtig können Mundartsprecher stolz darauf sein, eine Sprache zu beherrschen, die sich Teil eines europäischen Kulturguts nennen darf.

Ein überwiegender Teil der frühesten Zeitzeugnisse deutscher Literatur und Kultur ist im bairischen Deutsch verfasst, beginnend mit dem um 790 in Freising geschriebenen Abrogans – einem handgeschriebenen lateinisch-althochdeutschen Wörterbuch. Der Abrogans wurde nach seinem ersten Eintrag benannt: abrogans = dheomodi (bescheiden, demütig). Er enthält ungefähr 3.670 althochdeutsche Begriffe und ist damit eine wertvolle Quelle der damaligen Sprache.

Bairisch ist die Sprache des Muspilli – das um 870 entstandene Werk ist auf einigen freien Seiten und Seitenrändern einer Handschrift aus dem Besitz Ludwigs des Deutschen aufgezeichnet – des Wessobrunner Gebets (ca. 790) und des Hildebrandlieds.

Bis zum Ausgang des Mittelalters war das Oberdeutsche – das Bairische und das Alemannisch-Schwäbische – die in den Handschriften am meisten verwendete Form des Deutschen. Das spätmittelalterliche Deutsch (1250-1500) basiert weitgehend auch auf dem Bairischen. Die Entwicklung der bairischen Mundarten war im Wesentlichen bis zum Ende des 13. Jahrhunderts abgeschlossen. Sie haben etwa ein Viertel des deutschen Sprachraums umfasst – wie auch heute noch.

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5. Was haben die Adligen und Könige gesprochen?

 

6. Warum stirbt Bairisch aus?

 

7. Warum soll man Bairisch sprechen?

Mit der Mundart, der Muttersprache jedes Menschen, vertraut zu sein, ist etwas Einzigartiges. Es schafft Identität, stärkt die Gemeinsamkeit und baut Brücken vom Ich zum Du. Denn dort, wo die Menschen Du sagen zu mir, dort bin dahoam.“ (Aus der Innviertler Mundartmesse 2018 in der Pöstlingberg-Basilka, gehalten von Pater P. Eugen Szabo

 

7. Wo spricht man (noch) bairisch?

Das Bairische gehört zu den indoeuropäischen Sprachen. Sein Verbreitungsgebiet deckt sich im wesentlichen mit dem Staatsgebiet des Herzogtums Baiern im 9. Jahrhundert.

Mit mehr als 12 Millionen Sprechern bildet das Bairische das größte zusammenhängende Dialektgebiet im deutschen Sprachraum. Der bairische Sprachraum umfasst insgesamt an die 150.000 km².

 

Seite zuletzt aktualisiert am 17. Dezember 2019

 

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