Marktplatz Oberbayern

Oberbayern

Münchner Merkur
 

ARCHIV/SUCHE

Startseite
Shops
Branchenbuch
Region
Immobilien
Tickets
Eventkalender
Anzeigen
Kostenloser Markt
Nightlife
Kino
Amateurfußball
Eishockey
Wetter

merkur online
munich online
ePaper

Marktplatz Oberbayern Service:
Leserservice
Mediadaten
Wir über uns
Impressum
AGB


.
 
 Bayern-Nachrichten


Der Letschnbene in der Schule
Neuer Leitfaden leitet Dialekt-Offensive im Unterricht ein

München - Bayerische Schimpfkanonaden wie etwa "Du Letschnbene, wos machst denn hait fir a Gfrieß?" könnten demnächst offizieller Teil des Schulunterrichts werden. Eine Rubrik Schimpfwörter ist Teil des neuen Leitfaden, der Lehrer jetzt zum Mundart-Unterricht animieren soll.

Anzeige


Boarisch ist "mega-in" - davon zeugen auch Asterix-Bände wie etwa "Auf geht's zu de Gotn", die der Stuttgarter Ehapa-Verlag herausgebracht hat.
Repro: dpa
Wer es nicht weiß: Letschnbene lässt sich von Benedikt ableiten, hat aber auch etwas mit der "Lätschen" (hässlicher Mund) zu tun, die jemand zieht. Warum aber wird Benedikt (immerhin der Name des Papstes) hier negativ assoziiert? Das wäre wohl Stoff für eine spannende Deutschstunde und ein Beispiel dafür, wie Dialekt sinnvoll in den Schulunterricht eingebaut werden könnte.

Mundart soll dabei die Hochsprache ergänzen, aber nicht ersetzen, betonte Kultusminister Siegfried Schneider bei der Vorstellung des Leitfadens "Dialekte in Bayern". Es bestehe ja "kein Zweifel", dass die fehlerfreie Beherrschung "der Standardsprache sowie mindestens einer Fremdsprache" unverzichtbare Voraussetzung für Erfolg in Schule und Beruf sei. Davon wolle er nicht abrücken, merkte Schneider an, der den Leitfaden aber als "pädagogische Notwendigkeit" einstufte. "Mir liegt die Mundart persönlich ganz besonders am Herzen."

Obwohl der Minister mit seinem Eichstätter Zungenschlag ("bairische, fränkische und schwäbische Einflüsse") ein Fach "Dialekt" ablehnt, war das Echo der Dialekt-Forscher freundlich. Die Initiative sei ein "sehr zu begrüßendes Signal", sagte Dialekt-Fördervereinschef Martin Bauer. Lehrer sollten endlich unterbinden, "dass dem Schüler der Dialekt ausgetrieben", ja er "schief angeschaut" wird. Neben dem Kampf gegen Diskriminierung haben die Dialektologen auch ein pädagogisches Motiv: In den 1970er Jahren, erklärt der Regensburger Sprachforscher Rupert Hochholzer, sei Dialekt als "Sprachbarriere" angesehen worden. Ein Umkehrschub setzte erst mit den Pisa-Studien ein - als sich herausstellte, dass mit Bayern und Baden-Württemberg diejenigen Länder vorne lagen, in denen Dialekte besonders vorherrschend sind. Ob hier aber die Pisa-Erfolge nicht eher mit dem Schulsystem und Lehrmethoden zusammenhängen, ist nach wie vor eine Streitfrage - ebenso wie die Tatsache, dass in Großstädten mit Multi-Kulti-Klassen wohl kaum jemand Bairisch verstehen könnte. Aber auch das ließe sich ja im Unterricht trefflich erörtern.


DIRK WALTER

26.01.2006
 
 
 Münchner Merkur

 kostenloses
 Probeabo
 des Münchner Merkur


 richtig Bewerben