Vorgestellt: Hans Dondl

nah dran! – 2. April 2004

 

Nicht nur in Icking, sondern im gesamten Oberland ist Hans Dondl bekannt. Skisportler und Vorstand des WSVI, Schulrektor, Musiker und Verfechter der echten bairischen Sprach’ – wer hier einen knorrigen, hinterwäldlerischen Typen erwartet hat, sieht sich getäuscht.

Hans Dondl verkörpert den Prototypen des modernen Bayern „mit Laptop und Lederhose“. Einerseits wohnt er traumhaft idyllisch im Ickinger Isarweg. Dort, wo vor vielen Jahren seine Eltern in einem Holzhaus eine neue Heimat gefunden haben. Ziegen, ein Steingarten, eine kleine „Almhütte“ und drinnen Fax, Handy, Computer und E-Mail – das müssen keine Gegensätze sein. Wichtig ist ihm die Heimatverbundenheit, die sich ruhig auch in der Sprache ausdrücken darf. Denn der Dialekt ist für ihn ein wichtiges Stück Heimat.

Dondl ist seit einigen Jahren Rektor an der Grundschule in Schäftlarn. „Wenn bei mir im Unterricht eine Schülerin oder ein Schüler Mundart spricht, werde ich ihm das nicht auszureden versuchen. Es gibt hier in Bayern ohnehin viel zu wenig Menschen, die zum Dialekt stehen. Irgendwie meinen viele, ein Dialekt sei etwas Primitives. Dabei gibt es sogar Ausdrücke, die man gar nicht ins Schriftdeutsche übersetzen kann.“

Dialekte zeigen erst die sprachliche Vielfalt auf und es ist erwiesen, daß bei Kindern, die mit Schriftdeutsch und Bairisch aufwachsen, das Sprachgefühl und die geistige Fitneß gefördert werden.

 Dondl wird deutlich: „Jeden Weiher, jedes Hochmoor meint man heute schützen zu müssen. Doch Sprachbiotope werden gnadenlos trocken gelegt!“ Die regional unterschiedlichen Dialekte bezeichnet er als „kulturelle Biotope“ und plädiert für „Vielfalt statt Einfalt“.

In seinem Unterricht spricht er „Hochdeutsch mit bayrischer Färbung“. Eins sollte den Kindern klar werden: Auch wenn sie überall mit ‚Hochdeutsch’ konfrontiert werden, sind sie nicht weniger Wert, weil sie Dialekt sprechen. Ein Dialekt ist etwas ganz besonderes.

„Als meine Kinder klein waren, gab’s nicht einmal bayerische Kinderlieder auf Kassette. Da hab’ ich einfach selber eine gemacht.“ Die darauf enthaltenen Kinderlieder und Gedichte vermitteln einen Querschnitt durch das Jahr in Oberbayern. Die im Jahr 1984 entstandene Aufnahme unter dem Titel „Boarisch Ja“ gibt es heute auch auf CD. Sie ist heute genauso aktuell wie vor 20 Jahren, wo sie dem engagierten Verfechter bayrischer Sprachkultur sogar eine Belobigung des Kultusministers einbrachte.

Schlimm findet er den psychologischen Druck auf die Kinder: „In manchen Klassen sprechen höchstens noch zwei oder drei Kinder Bairisch. Die muß man dann schon in ihrem Selbstbewußtsein stärken. Wenn das, was die anderen als ‚Hochdeutsch’ sprechen, wenigstens echtes Hochdeutsch wäre, dann ging’s ja noch. Aber so tauchen Worte auf die ‚nee’, ‚nich’ und ‚Tach’. Das ist kein Hochdeutsch. Das sind ‚Nordismen’; das ist nach meinem Empfinden oft auch eine gefühllose, kalte ‚Fernsehsprache’“. Er vergleicht die Dialekte mit einer Wiese: „Wer will schon Einheitsrasen. Viel schöner ist doch eine bunte Blumenwiese. Und wie will ich fremde Kulturen verstehen, wenn ich nicht einmal die eigene verstehe?“

Hans Dondl ist zweisprachig aufgewachsen. Der Vater war Münchner und seine Mutter stammt aus dem Zillertal. Und beide Dialekte beherrscht Dondl neben der ‚hochdeutschen’ Sprache perfekt.

Auch beim Musizieren bleibt er seiner Überzeugung treu. Ob mit Franz Eimer als „Ickinger Sänger und Harfenspieler“ oder als Begleitung des „Kohlheisen Zwoagsangs“ – Bairisch gehört selbstverständlich mit dazu. Natürlich ist der Dondl Hans auch Mitglied vom „Förderverein Bairische Sprache und Dialekte e. V.“..

 

FBSD-RUNDBRIEF NR. 50. Juni 2004             Seite 12-13