Remaraweng Boarisch

Vokabular

Kirchliche Feiertage

So sicher wie das Amen im Gebet

Auch die jährlichen Feiertage, vor allem die kirchlichen Festtage und Namenstage, haben ein tiefgewurzeltes sprachliches Fundament, das aus einer griechischen, lateinischen oder gotischen Grundlage entspringt, welche im süddeutschen  bairischen-oberdeutschen Wortschatz seit der Entstehung des Althochdeutschen (ahd. ca. 750-1050) und Mittelhochdeutschen (mhd. 1050-1350) zu belegen ist.

 

 

Schriftdeutsch:

Bairisch:

Aussprache

Neujahrstag

1. Jänner

(im späten Mittelalter direkt aus vulgärlateinisch Ienuarius (gesprochen: Jänuarius) entlehnt worden – mehr)

Naijoar

Naijoarsdåg

naijoa

naijoasdɔg

Dreikönigstag

6. Jänner

Lateinisch Epiphanias,
gr.
πιϕάνεια

Heilig Dreikönig,
Dreikini

hailiŋdraikiinig

Mariä Lichtmess

mhd. liëht

 

früher auch: Mariä Reinigung, Purificatio Mariae

2. Feber

(40. Tag nach Weihnachten)

Läichtmess,

Liachtmess

Nordbair. läichtmess, läimess

Mittelbairisch: liachtmess, liamess(n), liamess(n)

Fasching (m).
Fasenacht / Fasnacht (f.)

(Zeit vor dem 40tägigen vorösterlichen Fasten, ausgelassene Feier in diesem Zeitraum)

(lateinisch carne-levare („togliere la carne“, daher italienisch carnevale,
zu deutsch Karneval)

(mhd. vaschanc, vaschang wird teils aus vastganc ‘schwärmerisches Treiben zu Fastnacht’, teils aus vastschanc Fastschank’, d. h. ‘Ausschank des Fastentrunkes’ (vor Beginn der Fastenzeit) gedeutet)

da Fåsching

d Fasenåcht

d Fasnåcht

 

 

Gumbada Pfinzda
/ narrischer Pfinzda
(unsinniger Donnerstag)

 

Rußiger Freitag
(Faschingsfreitag)

 

Schmalziger Samstag
(Faschingssamstag)

 

Damischer Montag
(Faschingsmonstag)

fɔschiŋ

fasenɔcht

fasnɔcht

 

Gumbada Pfinzda
/ narrischa Pfinzda

 

Ruaßiga Freida

 

Schmoiziga Samsda

 

Damischa Monda

Aschermittwoch

(lat.: Dies Cinerum)

(mhd. grûne dunrestag oder grüene donerstac)

Aschermittwoch

aschamiidecha

die Fastenzeit, Quadragesima

(tempus antepaschale,
lat.:
quadragēsĭma;
fasten aus
goth. fastan fastaida,
ahd. fastên fastêta,
mhd. vasten vaste)

d Fåstnzeit

d fɔstndsaid

Gründonnerstag

lat. dies viridium

 

grünen (Bair: „groan“,
vgl. Eng. „zu grow“) heißt „wachsen“, „gedeihen“

Antlaßpfinzda

(Antlasspfinzda)

 (siehe auch Pfinzda)

ɔnddlasbfinddsda

ɒnddlasbfinddsda

Karfreitag

lat. dies viridium

 

ahd. kara , mhd. kar ‘Trauer, Wehklage’;
mhd. karvrītac (neben häufigerem kartac)

Karfreitågm Karfreita 

karfreida

Ostern

 

ahd. ōstra, meist Plur. ōst(a)rūn, mhd. ōster(e)n, ōster

 

(Zeitliche Angabe mit Präposition zu und nicht an - 'zu Ostern', nicht "an Ostern" )

[lat. pascha, gr. πσχα,
aus Hebräisch
pesaḥ (aramaico pisḥā), propr. «passaggio»; la forma lat. si è incrociata con pascua «pascoli»]

Ostern, Osternsonntåg

ostan, ostansunntɔg

Christi Himmelfahrt

altgriechisch ἡ Ἀνάληψις τοῦ Κυρίου
‚die Aufnahme des Herrn‘,

 

lateinisch Ascensio Domini
 ‚Aufstieg des Herrn‘

Auffahrtståg

auffoadsdɔg, auffoachdsdɔg

Pfingsten

(Zeitliche Angabe mit Präposition zu und nicht an - 'zu Pfingsten',
nicht "an Pfingsten"
)

 

Mhd.  phingesten, ein zum Nom. Plur. erstarrter Dat. Plur. aus mhd.  ze phingesten, ahd. fimfchusti

‘der 50. Tag’ (nach Ostern)

 

Lateinisch Pentecoste

 

Das Fest Pfingsten  kommt durch gotische Vermittlung aus griechisch  pentēkostḗ (hēméra) (πεντηκοστὴ ἡμέρα)
= 50. Tag nach Ostern.

Vergleich Bairisch Pfinzda (5. Tag der Woche) für Donnerstag.

(zu) Pfingsten

(z) bfiŋsdn

Fronleichnamstag

„Hochfest des Leibes und Blutes Christi“

 

(von Mittelhochdeutsch vrône lîcham
 „des Herren Leib“ (ursprünglich ein Wort für Hostie, vom ahd. Wort fro für Herr), eine wörtliche Übersetzung des kirchenlateinischen Begriffes „Corpus Domini“;
vergleiche auch ‚Frondienst‘).

 

Litz“, „Lick“, „Lich“ oder „Leich“ hat früher die „Erscheinung“, das „Aussehen“, das „Gesicht“ geheißen, vgl. „Antlitz“.

Das gotische Wort „Licha“, „Lika-hamon“ ist verwandt mit dem schriftdeutschen Wort „Hemd“ (Bair.:  Hemad“) und heißt soviel wie „Gewand“, „Behältnis“.

Fronleichnam

 

RupertiwinkelKränzltåg, Kranzltåg

 

Berchtesgaden – Pranner-/ Prangertåg

(von „prangen“, d.h. „geschmückt, geziert sein“)

 

Chiemgau - Anlaßtag

 

 

granddsldɔɔg

 

brɔŋadɔg , brɒŋadɔg

 

 

 

 

ɒnddlasdɔɔg

Mariä Himmelfahrt

früher Hochfrauentag
 15. August

lateinisch Assumptio Beatae Mariae Virginis
‚Mariä Aufnahme in den Himmel ‘

Hochfrauentåg

hoche Frauentåg

hou fraudɔɔg

da houche fraudɔɔg

Allerheiligen
1. November

lateinisch Festum Omnium Sanctorum

Allahailing

ɔeahailiŋ

Nikolaustag

6. Dezember

Miklo

Nikolo

migloo

nigloo, niggaloo

Heiliger Abend
(und nicht Heiligabend)

24. Dezember

Heiliga Abend

Bächeltåg

Fasttåg

hailiga amnd

bachedɔɔg

fɔsddɔɔg

Weihnachten

25. Dezember

Mit Artikel oder attributivem Adjektiv ist Weihnachten ein Pluralwort: „Die heurigen Weihnachten sind vorbei.“ „Ich wünsche Euch frohe Weinachten.“ In Mittel- und Norddeutschland ist Weihnachten dagegen ein Neutrum Singular: „Das Weihnachten war schön.“

Weihnächtfasttag

Christtåg

wãĩinechdfasdɔɔg

Christdɔɔg

Stefanitag

26. Dezember

Stefanitåg

stefanidɔɔg

(der) Kirta

da Kirta, Kiada

(von „Kirch-Weich-Tag“)

die Kirwa, Kerwa

(von „Kirchweih(e)“)

kirta, kiada

kiawa, keawa

Im übrigen sind die meisten Feier- und Namenstage mit „zu" und nicht „an“ als Präposition (auch Verhältniswörter oder Vorwörter und in der germanistischen Literatur auch Fallfügteile oder Lagewörter genannt) zu bilden,
also „zu Weihnachten", „zu Neujahr“ „zu Allerheiligen", „zu Ostern", „zu Pfingsten"
bzw. „zu Silvester", „zu Martini", „zu Jakobi" „zu Johanni“
etc.

Seite zuletzt aktualisiert am 26. April 2017

 

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