Remaraweng Boarisch

Sprachgeschichte

Bedeutung von Ortsnamen

 

 

 

Viele Leser dieser Serie (Vo Ort zu Ort), vor allem die nichtbairischen, zeigen sich beeindruckt von der Genauigkeit der Ortsangaben in der bairischen Sprache.

Johann Höfer, der Begründer von «Vo Ort zu Ort», schreibt hierzu in seinem Buch «Bairisch gredt»: «,Fahrt ihr nach Berlin?' lautet bairisch möglicherweise so: ,Roasds es (ia) auf Berlin auffi?'Ähnliches passiert bei ,Seid ihr aus Hamburg?'. Bairisch: ,Seidds (heidds) es vo Hamburg owa?' Die Ortsveränderung wird mit ,auf…auffi' und ,vo…owa' gleich doppelt abgesichert.»Bei der folgenden Verwendung leuchtet die Doppelung der Ortsangaben besonders ein, da hier statt der Präpositionen «in», «an», «auf», «bei» und so weiter nur ein bairisches «a» steht, wie bei Johann Höfer weiterzulesen ist: «An Garddn aussi, a d Leiddn (Hang) owi, as Darf (Dorf) umi, an Auddo d(r)in, a da Garasch hint, an Boch ent (drent), a da Hochries am (om), an Haus (auch: Hauss) hibei, as Bett eini, an Land heraussd, a da Schdod d(r)in. Vielleicht würde ein bairisches Vaterunser sogar mit ,Vaddarinsa an Himi am (om)' beginnen.»

Gern verwenden die bairisch Sprechenden, anders als die hochdeutsch Sprechenden, anstatt «in» die altehrwürdige Präposition «z», die sich aus «zu» und «ze» herleitet.

Johann Höfer schreibt hierzu: «,Wohnan Sie z Lenggrias?' Dieses ,z' (aus ,zu') vor Ortsangaben sollten wir nicht verleugnen. ,I bin z Dachau dahoam', ,Arwan dua i z Mingga', ,I geh z Garmisch as Gymnasium'. Auf ,in' kann man ausweichen, wenn ein Zischlaut die Aussprache erschwert: ,Insan Urlaub machma in Siddiroi (auch: z Siddiroi)', ,Is in Schwabing heid nix los?' (auch: z Schwabing, Tschwawing), ,In Zorneding (z Zorneding) hama guad gessn!' Es schodt (schadet) ned, boi(d) ma si adiam a bissl blogd (blogg, plagt). Schon recht selten hört man das ,z' bei anderen Ortsangaben: ,De nagsd Woch bi(n)i z Oim (auf der Alm)', ,Grod boima z Kira han z Sundas, kimb (kumd) da Schdejssa (Stößer) und mähad a Heen (Gerade wenn man an den Sonntagen in der Kirche ist, kommt der Habicht und möchte eine Henne)'.»

Wie steht's aber mit der richtigen Verwendung der kleinen Richtungswörter? Wann heißt es nun «owi» oder «auffi»? Vergleichen wir bei Johann Höfer:

«So fährt man von Derndorf auf Miesbach ,auffi', auf Bad Aibling ,eini' oder ,aussi', auf Rosenheim ,owi', auf Bad Feilnbach ,umi' und ,as Diroi', ins Tirol, ,eini' oder ,eihi'. Es kommt auf den Standpunkt an. Von Teisendorf aus geht's auf Traunstein ,auffi', auf Salzburg ,umi', auf Bad Reichenhall ,eini', auf Burghausen ,owi', auf Waging ,aussi' und auf Ruhpolding schlicht und einfach ,ei'. Die Himmelsrichtung scheint die Wahl des Richtungsworts wenig zu beeinflussen, eher wohl Landschaftsformen wie Berg, Tal, Ebene, Flusslauf. Als nicht Ortsansässiger kann man sich nie sicher fühlen; schon im Nachbardorf kann es ,owi' heißen statt ,aussi' oder, wer weiß, vielleicht sogar ,hintri' und ,viari'. ,Bairisch gredt' übernimmt folglich für kein einziges auffi, owi, umi und so weiter eine Garantie!»

Vielleicht können die Leser von «Vo Ort zu Ort» besonders schöne und plausible Richtungswörter zur allgemeinen Kenntnis bringen?


Im Herbst 2004 werden die 52 «Vo Ort zu Ort»-Folgen Prof. Johann Höfers, die zwischen 1997 und 1999 hier erschienen sind, als «Biachä» herauskommen. Zur Hilfestellung für die Auflagenhöhe und Preisgestaltung bittet der Herausgeber Armin Höfer bei Kaufinteresse um Benachrichtigung entweder an diese Zeitung oder an Fax 089/295962 oder E-Mail armin_hoefer @yahoo.de.

Quelle: Oberbayerische Volksblatt, 05.06.2004

 

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Seite zuletzt aktualisiert am 9. Mai 2005

 

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